Tim und die Politik - nicht immer eine gelungene Mischung. In diesem Fall aber gilt es zu bedenken, daß “[b:König Ottokars Zepter 1286009 König Ottokars Zepter (Tim und Struppi, #8) Hergé https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1327839223l/1286009.SX50.jpg 2809246]” im Original zwischen dem 8. August 1938 und dem 10. August 1939 erschien.Jetzt greifen wir zurück in diese dunkle Epoche deutscher Geschichte: Der von Hitler-Deutschland sogenannte “Anschluss Österreichs” fand am 12./13. März 1938 statt. Am 15. März 1939 ließ Hitler die Tschechoslowakei besetzen. Der mit Hitler verbündete faschistische Diktator Mussolini fiel am 7. April 1939 wiederum mit italienischen Truppen in Albanien ein.Unter den Eindrücken dieser Ereignisse also verfaßt [a:Hergé 2802356 Hergé https://images.gr-assets.com/authors/1595847562p2/2802356.jpg] diesen Band und verbindet Elemente all dieser weltpolitischen Katastrophen zu einer spannenden Geschichte, in der Tim und Struppi eine Staatsstreich und den “Anschluß” des fiktiven Syldavien an das Nachbarland Bordurien verhindern müssen.In zahlreichen Etappen kann Tim seinen Häschern immer wieder: Gegen Ende mit einer vom feindlichen Nachbarland gestohlenen Messerschmitt mit Flugzeugkokarde, die trotz anderer Form ein wenig an das deutsche “Schwarze Kreuz” erinnert, das die deutsche Bundeswehr (leider) bis heute verwendet...Detailreich gezeichnet und - auch in der deutschen Übersetzung - gelungen getextet, ist dieser Band wieder gut rezipierbar und angesichts seiner geschichtlichen Einbettung noch immer interessant und dennoch auch sehr unterhaltsam. Enthält dieser Band neben dem Syldawischen Pelikan doch auch eine wunderbare Schlüsselszene, in der ein Tri-gespaltener Struppi vor einer äußerst schwierigen Entscheidung steht...Natürlich sind auch Schulze und Schultze wieder dabei und Bianca Castafiore hat - buchstäblich - ihren ersten Auftritt.Für Hergé wurde das Happy-End dieses Bandes leider nicht wahr: Exakt drei Wochen und einen Tag nach Abschluß der Veröffentlichung, am 1. September 1939, überfällt Hitler Polen und löst damit den Zweiten Weltkrieg aus. Hergé wird eingezogen und kämpft bis Mai 1940 für Belgien und wird danach aus der Armee entlassen.Trotz seiner Kritik gegenüber dem Nationalsozialismus und dem Faschismus und einem Rückzug zu eher fantastischen Themen während des Krieges, kann sich Hergé jedoch nicht ganz vor Vereinnahmung schützen und wirkt leider auch zeitweise an anti-semitischen Machwerken mit. Nie wieder wird Hergé danach politisch nennenswert in Erscheinung treten.Insgesamt ein interessanter, unterhaltsamer Band - allerdings war die Recherche zu dieser Rezension kaum weniger spannend! Vier von fünf Sternen.Blog Facebook Twitter Instagram Ceterum censeo Putin esse delendam
Wieder einmal bin ich mit [b:Die Krabbe mit den goldenen Scheren 3009643 Die Krabbe mit den goldenen Scheren (Tim und Struppi, #9) Hergé https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1327847646l/3009643.SX50.jpg 185664] bei einem der schwächeren und problematischeren Bände der Comic-Reihe gelandet: Tim ist auf der Spur einer Bande von Opium-Schmugglern und bereist zu Lande, zur See und in der Luft auch wieder - für die Entstehungszeit - “exotische” Orte wie Marokko, wo “die Wilden” geschmäht und von den französischen Kolonialherren “großmütig” geführt werden...Rassistische und kolonialistische Klischees gibt es hier insofern - mal wieder - zuhauf. Bis hin zum am Rande auftretenden japanischen Detektiv, der einer bewußt rassistischen Karikatur entsprungen sein könnte.Auch hier ist [a:Hergé 2802356 Hergé https://images.gr-assets.com/authors/1595847562p2/2802356.jpg] Kind seiner Zeit: Sein Land, Belgien, ist zur Entstehungszeit dieses Bandes (1940) von den Deutschen besetzt und obschon Hergé nicht kollaboriert, so wird er doch zumindest beeinflußt. Ganz zu schweigen davon, daß gerade auch Belgien eine üble Kolonialgeschichte hat.Auch ansonsten ist die Geschichte für mich von nur geringem Interesse - allerdings, und das ist der einsame Höhepunkt dieses Bandes, taucht zum ersten Mal Kapitän Haddock auf, der Tim auf vielen weiteren Abenteuern zur Seite stehen und ihm manchmal auch die Schau stehlen wird.Zwei von fünf Sternen.Blog Facebook Twitter Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
»Man glaubt, wenn man auf einer Insel aufgewachsen ist, an die Gezeiten und den Fahrplan einer Fähre.«[a:Dörte Hansen 13513496 Dörte Hansen https://images.gr-assets.com/authors/1593346684p2/13513496.jpg] hat eine Gabe: Sie setzt nicht nur verschwindenden Kulturen ein literarisches Denkmal, sondern schreibt - zumindest mir - auch direkt in die Seele.In “[b:Zur See 61073953 Zur See Dörte Hansen https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1652273837l/61073953.SY75.jpg 96257659]” schreibt sie ganz schlicht über das Leben auf einer Nordseeinsel und deren Bewohner - sowohl die Alteingesessenen, die oft schon ihr ganzes Leben auf, an und mit der Insel gelebt - und an ihr gelitten - haben. Von den Badegästen zu den Kurz- und Tages-Trippern, die immer mehr “einfallen” bis hin zu jenen, die sich ihren “Inseltraum” verwirklichen wollen und dann merken, daß es vielleicht auf Dauer eben doch nicht nur “schön” auf der Insel ist...»Sie halten es nie lange aus in ihren Inselhäusern. Nach ein paar Tagen fühlen sie sich wie bei ihren alten Eltern zu Besuch: bloß weg, bei aller Liebe, denn die Alten haben Macken, werden eigen und erzählen immer nur von alten Zeiten.«Hansen tappt aber nie in die Falle romantischer Verklärung: Weder war “früher alles besser”, noch ist “alles im Lot”: In Herrn Pastors Ehe kriselt es, Eske Sander betreut die sterbenden Alten und versucht sich ihre “kleine Liebe” mit Freya zu erhalten.»Mit ihren Haaren, ihren Piercings, ihrem lauten Lachen fiel sie noch mehr auf als Eske. Nach zwei, drei Wochen kannte sie die halbe Insel, und die ganze Insel kannte sie.«Was und wie Hansen schreibt, ist geradezu berauschend; sprachlich, stilistisch, inhaltlich. Sie erzählt durchweg unaufgeregt und ruhig, dabei kraftvoll, sprachfertig und sehr persönlich. Sie erzählt von einem Leben, dem Hansen offensichtlich mit tiefer Empathie nachgespürt hat. Sie erzählt von der Vergangenheit, der Gegenwart und deutet die Zukunft der Insel und ihrer Bewohner an. Gerade diesen aber gehört Hansens Sympathie und das macht ihre wundervollen Romane aus: So komplex und vielfältig Hansens Sujet auch sein mag: Sie erzählt mit traumwandlerischer Sicherheit, großer Empathie und trotzdem leicht und überaus lesbar. Auch in “Zur See” lässt sie die Worte tanzen und die Sätze feiern ein Fest. Großartig sind auch Hansens sprachliche Bilder:»Die kühlen, leicht bewölkten Sommertage sind die besten. Seelenhungertage.«Selbst wenn man jene Sommertage vielleicht so selbst noch nicht erlebt hat: Seelenhunger kennen wir alle.»Wind. Oft brist er abends auf, streicht brummend um das Fenster, macht sich an der Tür zu schaffen oder wirft sich brüllend an die Holzwand, bis das Haus auf seinen hohen Pfählen schwankt.«Einmal mehr wird Dörte Hansen nach “[b:Altes Land 24951372 Altes Land Dörte Hansen https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1441835824l/24951372.SY75.jpg 48249367]” und “[b:Mittagsstunde 40655908 Mittagsstunde Dörte Hansen https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1531728405l/40655908.SY75.jpg 63186630]” in “Zur See” zur Chronistin einer verschwindenden Welt, ohne diese dabei jedoch zu glorifizieren. Im Gegenteil: Durch die Gegensätze, die sie aufzeigt, aber nicht beurteilt, versöhnt sie ein Stück weit Gegenwart und Vergangenheit miteinander.Das Leben jedenfalls versteht Dörte Hansen abzubilden, wie - meiner Überzeugung nach - derzeit nur wenige deutsche Schriftsteller_innen. In seiner gesamten Breite mit Humor, Trauer, Leben und Tod.Das ist Kunst, das ist Literatur, das ist (auch), warum ich lese. Fünf von fünf Sternen.»Und Hanne hängt an diesem Brocken Land, sie weiß nur manchmal nicht, ob dies noch ihre Insel ist.«Blog Facebook Twitter Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
“[b:The Dance of the Serpents 52701230 The Dance of the Serpents (Frey & McGray, #6) Oscar de Muriel https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1585165515l/52701230.SY75.jpg 78584669]” is book six of [a:Oscar de Muriel's 8584678 Oscar de Muriel https://images.gr-assets.com/authors/1515333621p2/8584678.jpg] “Frey & McGray” series. The series started out interesting enough with Frey being the rational investigator during superstitious times. McGray on the other hand always was basically seeing the “supernatural” all around him and in everything in their cases.There used to be kind of an equilibrium between both of them: It used to be unclear if there truly was a supernatural force involved or if everything was actually due to “natural causes”. We, the readers, could be the judge of that. This worked well enough for the first four books. Along came “[b:The Darker Arts 43821089 The Darker Arts (Frey & McGray, #5) Oscar de Muriel https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1558761089l/43821089.SY75.jpg 68192404]” in which Frey's no nonsense attitude became overwhelmingly dominant and McGray was pretty much demoted to an unhinged clown. cf. my review.This book reverses these roles to some extent: McGray's superstition - bordering on obsession - gets to dominate everything else. Probably because “The Dance of the Serpents” continues (and completely derails) the story told in the second book in which Frey and McGray unmasked a coven of witches... I for one only have some dim, fleeting memories of that book which I read more than five years ago but de Muriel doesn't care and simply assumes we're going to remember.Whereas in earlier instalments we had some subtlety and nuances, there's nothing of that left here. The action - while almost completely bland and uninspired - is fast-paced, almost non-stop. None of the former ambivalence between “magic”/superstition and the real world remains - possibly because there's no time to breathe and think. Even Frey falls prey to paranoia, e. g. thinking every single raven must be an agent of the witches...Even worse, for about 70% of the book, we have hardly any clue what this is about because until then it's kind of a vicious circle: Something bad happens, our heroes travel somewhere only half-knowing why at best. At or after their arrival something bad happens - again. And, again, they travel onwards, hardly knowing where and why.Once we finally get to know what this is all truly about, it turns out to be an uninspired convoluted mess of a story that hardly makes any sense at all, turns history into travesty and unnecessarily tries to turn Queen Victoria into some kind of deranged monster.I only finished this because I will read the final book in this series which was recently published and in which “All will be revealed...” according to the blurb and there are a few loose threads I want to see picked up. Afterwards, I'm most likely going to avoid Oscar de Muriel like the bubonic plague.I'm already worried how de Muriel will bring this formerly great series to the worst possible conclusion...Till then: One out of five stars for this botched effort.Blog Facebook Twitter Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
Stellt Euch doch mal ein zartes, luftiges Zitronen-Mousse vor. Ihr nehmt einen Löffel davon und es ist die perfekte Mischung aus feiner Süße und milder Säure. Die Mousse zergeht Euch förmlich auf der Zunge und viel zu schnell seht Ihr betroffen, das Schälchen leer und viel Genuß noch offen... »Sonjas Vater hatte in seiner Rede zu ihrer Hochzeit gesagt, er kenne niemanden, der so schwer Abschied nehmen könne wie Sonja – als Kind, erzählte er, habe sich Sonja manchmal sogar von Leergut nur unter Tränen trennen können.«So zumindest erging es mir bei der Lektüre von [a:Mariana Lekys 1132461 Mariana Leky https://images.gr-assets.com/authors/1570044821p2/1132461.jpg] “[b:Kummer aller Art 60892171 Kummer aller Art Mariana Leky https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1651065605l/60892171.SY75.jpg 96040688]”. Es handelt sich um eine Sammlung von Kolumnen der Autorin, die im Gegensatz zum Titel zwar auch voller großer und kleiner Kümmernisse stecken, häufig aber auch von Alltagsszenen berichten, die gar nicht notwendigerweise den Kummer in den Vordergrund rücken.»Zu unser aller Bestürzung hat sich Ulrich die Haare gefärbt. Er sieht jetzt aus wie ein sehr, sehr alter Howard Carpendale.«In jedem Fall aber erzählt Leky intelligent und warmherzig von und über ihre Protagonist_innen; Frau Wiese, Herrn Pohl, Paten- und andere Kinder, Schlafstörungen, Badezimmertüren und vielem mehr. Geprägt sind alle Beiträge von einem menschenfreundlichen, zuweilen trockenen Humor und ausnahmslos habe ich mich von jeder Kolumne sehr gut unterhalten gefühlt.»Die Entscheidung ist so groß geworden, dass der Anlass dahinter verschwunden ist.«Ein wenig Wehmut kam bei mir auf, als ich bei ca. 85 Prozent des Buches an dessen unerwartet frühes Ende kam - danach folgte die Werbung. Angesichts des Preises von rund EUR 12 für die Kindle-Version und stolzen EUR 22 für das Hardcover, finde ich 15 Prozent Werbung schon etwas viel. Daher gibt es auch einen “Punktabzug”.»Angst gibt vor, sich mit allem auszukennen, alles studiert zu haben, aber ihre ganzen Abschlusszeugnisse sind gefälscht.«Dennoch: Vier von fünf Sternen für das Buch in seiner Gesamtheit - die Kolumnen hätten volle fünf Sterne verdient. Empfehlens- und lesenswert!Blog Facebook Twitter Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
This was a singularly weak book. In short, there's not just death but Death personified (so far not too unusual) - and there's a whole corporation of them. All called Death which leads to oh-so-funny encounters with the “Help Death” towards whom another Death insists on calling “Help Desk” and so on...Trying way too hard to be funny but having no discernible talent for writing (and humour) seems to be the primary issue here.Two examples so you can decide for yourself:»Tattered Black Telephone™ and a Tattered Black Notepad™. On the Tattered Black Notepad™, Death found an old Tattered Black Message™ scrawled a millennia ago, on the last shift change.The Tattered Black Message™ read:«The continued use of “TM” does not excuse the repetitiveness of the whole “Tattered Black something” stuff. It is just annoying and pretty much everything is tattered black...»move? To Acapulco?”“Acapulco? What? No. They say he's got his staff setting up Mr. Death for the fall.”“Lovely weather in the fall. Good idea. Well, I've got to be going now,” Schlub said, becoming uneasy with the conversation.«This knee-slapping kind of humour belongs to nine-year olds. As often the case with authors of questionable talent, the humour almost universally resorts to the faecal sort:»If King Minos was bored, he wiped his shit on the walls. If King Minos was hungry, he wiped his shit on the walls. If King Minos didn't get what he wanted, he wiped his shit on the walls. If King Minos woke up in the morning, he wiped his shit on the walls.«Edler obviously smeared his faeces all over a poor innocent text editor...Also, typos and grammatical issues on a meagre 34 pages are highly annoying. Last but not least, some sentences remain ominous...»So, the Founder & CEO Eternal of The League of Deaths created Limbo, a place where Death went if it couldn't Death.«Sorry, what?Even for the 50 cent I paid for this, it's a complete, utter, irredeemable disgrace. One star out of five because I cannot award none.Blog Facebook Twitter Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
»Nur stimmte es nicht, wir müssen immer bezahlen. Jede unserer Handlungen beruht auf längst schon getroffenen Entscheidungen, wir entkommen uns nicht, ganz gleich, was wir tun.«“Was für ein Glück, es ist ein Schirach!”, dachte ich, als ich “[b:Nachmittage 62063339 Nachmittage Ferdinand von Schirach https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1661271952l/62063339.SY75.jpg 97833977]” zufrieden zu Ende gelesen hatte. Es kommt allerdings leider weder qualitativ noch quantitativ ganz an seinen großartigen Vorgänger “[b:Kaffee und Zigaretten 44128391 Kaffee und Zigaretten Ferdinand von Schirach https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1551092142l/44128391.SY75.jpg 68620284]” heran, aber es sind wieder sehr interessante Geschichten dabei und es ist wiederum ein sehr persönliches Buch, daß [a:Ferdinand von Schirach 3048443 Ferdinand von Schirach https://images.gr-assets.com/authors/1340958280p2/3048443.jpg] abgeliefert hat.Er erzählt ruhig, in seinem typischen lakonischen Stil, von (seinen) Erlebnissen mit den verschiedensten Menschen in unterschiedlichsten Situationen.Es ist ein bißchen, als habe Ferdinand von Schirach es sich in einem Sessel bequem gemacht und erzähle seinen Lesern nun (mehr oder minder wahre) Anekdoten aus seinem Leben. Allein bei zwei Geschichten (Allison und Mero) habe ich mich gefragt, ob das nun wirklich an ihm war, sie zu erzählen...“[b:Kaffee und Zigaretten 44128391 Kaffee und Zigaretten Ferdinand von Schirach https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1551092142l/44128391.SY75.jpg 68620284]” konnte ich voll tiefster Überzeugung fünf Sterne verleihen; bei “[b:Nachmittage 62063339 Nachmittage Ferdinand von Schirach https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1661271952l/62063339.SY75.jpg 97833977]” muß ich daher folgerichtig bei vier von fünf Sternen bleiben.Wer mehr über Schirach erfahren möchte, lese eher “[b:Kaffee und Zigaretten 44128391 Kaffee und Zigaretten Ferdinand von Schirach https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1551092142l/44128391.SY75.jpg 68620284]”; wer mehr aus Schirachs Tätigkeit als Anwalt wissen möchte, dem sei “[b:Verbrechen 6783729 Verbrechen Ferdinand von Schirach https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1327935124l/6783729.SY75.jpg 6986071]” sehr empfohlen und wer das ganze Können dieses Menschen in Romanform kennenlernen möchte, der lese “[b:Der Fall Collini 12431313 Der Fall Collini Ferdinand von Schirach https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1327258026l/12431313.SY75.jpg 17413762]”.Blog Facebook Twitter Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
»Die Muminfamilie, die ich zu beschreiben versuche, ist schlichtweg glücklich, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie haben es gemütlich miteinander, und sie gewähren sich gegenseitig volle Freiheit: Freiheit, allein zu sein, die Freiheit auf eigene Art zu denken und zu fühlen und eigene Geheimnisse zu haben, bis zu dem Moment, wo sie bereit sind, sie zu teilen. Keiner verursacht je einem anderen ein schlechtes Gewissen.«- Tove JanssonDie Mumins. Das ist ein bißchen wie “nach Hause kommen” - vertraut, voll Wärme und Liebe, Geborgenheit und Sicherheit, bestenfalls erfüllt von den Menschen, die wir lieben. Ich erinnere mich an die alten, etwas betulichen, Übersetzungen aus den 50'ern und 60'ern von Kurt und Vivica Bandler schon aus frühester Kindheit, als meine Eltern mir diese Ausgaben vorlasen.Ich habe die Mumins damals geliebt und das ist nie vergangen. Über die Jahre habe ich die Bücher immer mal wieder gelesen, wenn ich etwas lesen wollte, auf dessen Qualität und Wirkung ich mich unbedingt verlassen kann.Erst spät kam ich auf den Gedanken, mich mit [a:Tove Jansson 45230 Tove Jansson https://images.gr-assets.com/authors/1419249529p2/45230.jpg] als Autorin auseinanderzusetzen und stellte fest, daß Jansson ein faszinierender Mensch gewesen sein muß: Schulabbrecherin mit 16, dann als junge Frau Studium an einer technischen Schule und Arbeit als Illustratorin und Malerin.In einer Zeit als dies noch wirklich gefährlich war, hatte Jansson eine Affäre mit einer Frau - mit der eingangs erwähnten Vivica Bandler, der sie in “[b:Eine drollige Gesellschaft 8482089 Eine drollige Gesellschaft Tove Jansson https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1338656377l/8482089.SY75.jpg 85702]” (gemeinsam mit sich selbst) in den Figuren Tofslan und Vifslan ein buchstäblich kleines Denkmal setzte. Selbst nach der Trennung verband beide eine lebenslange Freundschaft.1956 traf Jansson dann auf Tuulikki “Tooti” Pietilä, mit der sie den Rest ihres Lebens verbrachte - 45 Jahre, in denen sie sich intensiv den Künsten widmete.So entstanden letztlich eben auch die Mumin-Bücher, so auch “[b:Mumins lange Reise 2544668 Mumins lange Reise Tove Jansson https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1338657110l/2544668.SX50.jpg 3336834]”, in der Mumin und seine Mutter zunächst allein, im Verlauf dann aber mit weiteren Gefährten, den verschollenen Muminvater suchen. Es ist eine kurze, aber dafür buchstäblich wegweisende Erzählung, die den Weg für die anderen Mumin-Werke (Bücher, Bilderbücher, Comics, Theaterstücke, etc. etc.) ebnet.Es ist, wie üblich, gespickt mit fantasievollen, liebevoll gestalteten IllustrationenWer die Mumins mag oder sie kennenlernen möchte, dem sei dieser kurze Band als Einstieg empfohlen (oder alternativ auch mein Favorit: “Eine drollige Gesellschaft”).Für alle, die vielleicht etwas mehr über das gesamte “Mumiversum” erfahren möchten, denen sei Christian “Zepe” Panses, Deutschlands führendem “Muminologen”, wundervolles “Virtuelles Muminforschungszentrum” wärmstens empfohlen. Fünf von fünf Sternen.Blog Facebook Twitter Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
“Hurz!” oder “Willkommen im sowjetischen Absurdistan!”Vielleicht erinnert sich ja noch jemand an “Hurz!” aus dem Jahre 1991 von und mit [a:Hape Kerkeling 467630 Hape Kerkeling https://images.gr-assets.com/authors/1424377263p2/467630.jpg], der einem Bildungspublikum eine absurde Oper vortrug und versuchte, dieses Publikum aufs Glatteis zu führen. Was ihm allerdings nur bedingt gelang.So etwa wie jenes Publikum sich gefühlt haben dürfte - irritiert, verwirrt, leicht genervt - so fühlte ich mich bei der Lektüre dieser dankenswert kurzen Novelle.War Kerkelings medialer Streich in seiner Einfachheit letztlich absurd und doch in sich clever, so war “[b:Zukunftsmusik 60094952 Zukunftsmusik Katerina Poladjan https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1641830669l/60094952.SY75.jpg 94755553]” von [a:Katerina Poladjan 5166358 Katerina Poladjan https://s.gr-assets.com/assets/nophoto/user/u_50x66-632230dc9882b4352d753eedf9396530.png] leider eher uninteressant und über weite Teile ganz schlicht banal.Es ist 1985 und Tschernenko ist just am Tage vor Beginn der Handlung gestorben; sein Nachfolger wird Michail Gorbatschow, der sich anschickt, die Welt zu verändern. Aber soweit sind wir noch nicht: Noch leben in einer Kommunalka (eine Art sowjetische Wohngemeinschaft) vier Generationen Frauen/Mädchen einer Familie und ein paar Statisten, die auch schon einmal das Fenster öffnen und davon fliegen, zusammen.Leider lies mich das alles völlig kalt: 1985 war für mich ein ganz normales Jahr Kindheit. Die Sowjetunion war mir damals vollkommen egal. Allenfalls nahm ich sie im “Spiegel” oder James-Bond-Filmen wahr.Für mich besteht diese Novelle aus einer Mischung von gähnender Langeweile...»Creme roch pudrig. Ippolit bevorzugte blumige Düfte. Die Natur hatte ihm keine bemerkenswerten Züge verliehen, und doch hielt er sich nach wie vor für einen schönen Mann. Wenn er das Kinn hob und seine Unterlippe leicht nach vorne schob, sah er aus wie der Schauspieler Lembit Peterson aus dem Film Hotel zum verunglückten Alpinisten.«... gekünstelter Pseudo-Intellektualität...»Vielleicht haben all diese Gegenstände und Objekte den Menschen erst zum Menschen gemacht, sagte Maria, weil der Mensch anhand der Objekte die Welt bewältigte.«(Selbst wenn man sich darauf einlassen möchte: Nein, der Mensch hat diese Objekte überhaupt erst geschaffen und sein Menschsein resultiert nicht aus sich selbst heraus.)... sowie merkwürdig kontextloser Ideen: »Gab es einen Zusammenhang zwischen Wohlstand und einem Antonow-Apfel?«(Auch hier wiederum: Sollte Poladjan sich auf die Kurzgeschichte “[b:Antonäpfel. Erzählungen 1892-1911 57318751 Antonäpfel. Erzählungen 1892-1911 Ivan Bunin https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1614963381l/57318751.SY75.jpg 89701277]” von [a:Ivan Bunin 14167341 Ivan Bunin https://images.gr-assets.com/authors/1442221897p2/14167341.jpg] beziehen wollen, so fände ich es doch sehr gewagt, Kenntnis einer Kurzgeschichte von 1900 vorauszusetzen...)Am Ende bleibt alles vage und offen: Was war wirklich, was Fantasie? Ich weiß es nicht und ich habe, offen gestanden, auch gar kein Interesse es herauszufinden.Ja, die im Klappentext angesprochene Frage „Was tun?“ stellen sich unsere uninteressanten Protagonisten, aber der langatmigen Nicht-Antwort ist es nie gelungen, mein Interesse zu wecken. Zwei Sterne für den Versuch. Blog Facebook Twitter Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
Für Denis Scheck war bereits nach der Lektüre des ersten Satzes klar, daß er “[b:Über die See 61982766 Über die See Mariette Navarro https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1660561410l/61982766.SY75.jpg 92284815]” von [a:Mariette Navarro 13797988 Mariette Navarro https://s.gr-assets.com/assets/nophoto/user/u_50x66-632230dc9882b4352d753eedf9396530.png] lieben würde.Ich hingegen dachte, “Oh, oh...”:»Es gibt drei Arten von Menschen: die Lebenden, die Toten und die Seefahrer.«Es geht um die Kapitänin eines Containerschiffes, dessen Mannschaft beschließt, sie würde gern einmal mitten auf dem Meer baden gehen. Darum gebeten, willigt unsere Kapitänin zu ihrer eigenen Überraschung ein und löst damit ein verworrenes Spiel um (Un)gewißheiten und vieles mehr aus - das Schiff verhält sich merkwürdig, die Kapitänin auch...Und das ist nur der Anfang; es wird zunehmend verworrener und verwirrender und dieses Buch war auf diese Weise ein ganz und gar merkwürdiges Lese-Erlebnis. Geprägt und getragen wird “Über die See” von Navarros merkwürdig abstraktem, geradezu metaphysisch anmutendem und leicht ins Esoterische abgleitenden Erzählstil. Ich bin mir insofern nicht sicher, was ich da eigentlich gerade gelesen habe. Mehr noch: Dennoch fühlt es sich irgendwie richtig und schlüssig an. Trotzdem frage ich mich: Bringt mich das irgendwie weiter? Lerne ich dadurch etwas? Und falls ja: Über wen oder was? Ich bin wirklich verwirrt. Nun könnte man meinen, daß das vielleicht gut und gewollt ist - manche Bücher sind so einzigartig, daß sie für sich allein “aufragen” und somit quasi eine Klasse für sich darstellen. Ist “Über die See” ein solches Buch? Ist es gut genug, dass ich es einfach so stehen lassen kann? Meine Antwort ist ein klares “Nein”! Drei schlagende, lebendige Sterne, die mir vor Augen tanzen und mich ganz kirre machen, von fünf.Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
For ten years, I've been reading this great series by [a:Deborah Crombie 43691 Deborah Crombie https://images.gr-assets.com/authors/1390326755p2/43691.jpg] of novels about British police detectives Duncan Kincaid and Gemma James, first colleagues, now married with children and a glorious, complex patchwork family. The series follows the personal and professional lives of Duncan and Gemma as they solve complex murder cases in London and sometimes beyond. The novels explore the rich culture and history of England, incorporating elements of mystery, suspense, and romance to create a captivating and engrossing reading experience. I really liked the believable personal interactions...»Taking a sip, he closed his eyes for a moment as the warmth spread through him.When he blinked, he saw that Gemma was watching him, her expression concerned. “Start from the beginning,” she said.«... as well as the wholesome (despite not trouble-free) family life:»“He says maybe I can come up for a couple of days over the Christmas hols.”“Not until after the ballet,” Kincaid said, raising his brows in mock horror.“No way.” Kit grinned and shrugged himself away from the doorjamb he'd been leaning against. “Well, back to maths.”«(Well, maybe a bit too wholesome if a kid goes voluntarily back to learning maths!)With its well-developed characters, intricate plot lines, and atmospheric settings, this series has become a beloved staple of the crime fiction genre for me. This holds especially true since despite the usually grim subject matter there's no gore or excessive brutality in these novels. I consider them an excellent blend of police procedural and “cosy” crime fiction.»He sent a text instead, saying he was passing if Kit was ready to go home. The answer was swift.- Helping Otto until closing.Kincaid felt an unexpected sense of loss. But a moment later, his mobile dinged again.- But thanks, Dad. See you later, okay? A row of smile emojis followed.He walked on with a lighter step.«And this newest instalment is no exception to this: A young doctor is murdered in a busy square in London with just a young boy as a witness. Soon a complex web of intertwined stories unfolds and we're following all the protagonists from earlier novels: Of course there are Duncan and Gemma (especially the latter having to juggle responsibilities towards her job and family!) but Doug, Melody and, a “secret” favourite of mine, Sidana are around. All of them are well-established characters by now but they're also easily “accessible” to anyone new to this series. The credible and relatable way everyone is acting (within the constraints of complex character) made me, once more, feel connected to each and every protagonist. Consequently, the switching points of view were commendably clear, well executed, cleverly placed and never confusing.I have only two very minor niggles: The ending, while truly well constructed, exciting and suspenseful (I actually felt worried about those involved!), came a bit too early. The mystery's pieces went in place logically and sensibly but I wouldn't have minded a bit more to read. Secondly, there are interjections in italics (I can't say more to avoid spoilers). Those don't really add to the story and could easily have been left out.All in all, a great mystery novel that easily garners four out of five stars!Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
“Der SS-Staat” von Eugen Kogon ist wahrscheinlich das erschütterndste Buch, das ich je gelesen habe. Es ist ein absolut außergewöhnlich detailliertes und eindringliches Werk, das einen tiefen Einblick in das Horror-Regime des nationalsozialistischen Deutschlands gewährt. Kogon, der selbst sechs Jahre im Konzentrationslager Buchenwald gefangen gehalten wurde, beschreibt das System der Konzentrationslager in all seinen Schrecken und zeigt, wie die SS die Konzentrationslager als Instrument der Unterdrückung und Vernichtung einsetzte.Eine der beeindruckendsten Eigenschaften des Buches ist seine Sachlichkeit: Kogon verzichtet darauf, in pathetischen Ausdrücken zu schreiben oder seine Meinung zu bestimmten Ereignissen kundzutun. Stattdessen lässt er die Fakten für sich sprechen, und genau das macht das Buch so erschütternd. Kogon dokumentiert die Gräueltaten der SS und stellt dabei auch ihre Ideologie und ihre Methoden dar. Das ganze Ausmaß des Grauens wird dadurch umso deutlicher, wenngleich auch für mich immer noch unbegreiflich.Die Frage, wie ein solcher Zivilisationsbruch - noch dazu in dieser geradezu industrialisierten und unvorstellbaren Grausamkeit - überhaupt möglich war, wird mir jenseits der historisch gut untersuchten Faktenlage auf der menschlichen Ebene wohl für immer unbeantwortbar bleiben. Kogon beginnt mit einer Einführung in das Konzentrationslagersystem und führt dann detailliert durch die verschiedenen Phasen des Lagerlebens, vom Eintritt bis zur (eher theoretischen) Entlassung oder zum Tod. Besonders beeindruckend ist Kogons Beschreibung der Lagerhierarchie und der verschiedenen Gruppen von Häftlingen, die in den Lagern untergebracht waren.Insgesamt ist “Der SS-Staat” ein Buch, das jeder lesen sollte, um zu verstehen, wie das System der Konzentrationslager funktionierte und welch eigentlich unvorstellbare Verbrechen begangen wurden. Kogons Werk ist ein Meisterwerk der historischen Aufarbeitung, das die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte transparent und zumindest intellektuell begreiflich macht.Für mich persönlich war es eine überaus schmerzhafte, aber wichtige Leseerfahrung. Gerade als Deutsche tragen wir eine besondere Verantwortung, die Erinnerung an den Holocaust wach und präsent zu halten. Es ist wichtig, dass wir uns dieser historischen Verantwortung bewusst sind und uns immer wieder mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen, um sicherzustellen, dass sich solche Verbrechen niemals wiederholen.Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
The premise made me read this but it's very, very short and one major aspect all too forcefully driven home, so... meh.
(For once, this review contains both the original German version which is followed by an English translation.)Mit Ausnahme einiger Phasen habe ich immer viel und sehr gemischt durch alle Genres gelesen. Da bleibt es nicht aus, daß von nahezu unerträglichem Mist über Durchschnitts-”Kost” so ziemlich alles dabei war. Ganz selten jedoch hatte ich so etwas wie literarische “Erweckungsmomente”. Thomas Manns “Buddenbrooks” war ein solches. Erschienen 1901 als Mann gerade einmal 26 Jahre alt war, hat “Buddenbrooks” seinen Weltruhm begründet und ihm 1929 den Nobelpreis für Literatur eingebracht, weil das Werk “im Lauf der Jahre eine immer mehr sich festigende Anerkennung als ein klassisches Werk der zeitgenössichen Literatur gewonnen hat.”Daran hat sich zumindest für mich auch nichts geändert, denn obschon “Buddenbrooks” den Niedergang einer spezifischen Familie im Lübeck des 19. Jahrhunderts schildert, so hat es doch in seinen Grundlagen nichts an Aktualität und Wahrhaftigkeit eingebüßt.Mann erzählt die Geschichte von vier Generationen der hanseatischen Kaufmannsfamilie Buddenbrook von 1835 bis 1877 mit großer Liebe zum Detail und psychologischem Feingefühl. Als stummer Zeuge taucht der Leser tief in das Leben der Protagonisten ein, ohne dass dies jemals voyeuristisch wirkt. Vielmehr kann man sich den Buddenbrooks kaum entziehen - jede Generation und jedes einzelne Familienmitglied überzeugt durch Komplexität und charakterliche Tiefe.Die Figuren sind so lebendig und vielschichtig, dass sie mich nicht mehr losgelassen haben. Egal ob der materialistische Johann, der schroffe Thomas oder die ewig kränkliche Klothilde - ich habe jede einzelne Person in ihrer Komplexität verstanden und mich zugleich über und mit ihnen geärgert, gefreut, und musste gefühlt auch schon mal mit ihnen “auf den Steinen sitzen”...Mann beschreibt sowohl die privaten als auch die geschäftlichen Beziehungen innerhalb der Familie und gibt dabei Einblicke in die gesellschaftlichen Strukturen und Normen des 19. Jahrhunderts.Die eben bereits angesprochene Charakterisierung der Figuren ist ein wesentliches Element des Romans, und Mann gelingt es hervorragend, die verschiedenen Persönlichkeiten, Träume, Ängste und Hoffnungen der Familienmitglieder lebendig werden zu lassen. Mein persönlicher Lieblingscharakter ist Thomas Buddenbrook; ein intelligenter und zielstrebiger Geschäftsmann, der versucht, das Familienunternehmen zu erhalten und gleichzeitig ein erfülltes Privatleben zu führen. Sein innerer Konflikt, seine Ängste und seine unbedingte Loyalität zur Familie haben mich zutiefst beeindruckt - und sein persönlicher Verfall sowie sein Tod (nach einem Zahnarztbesuch - sehr nachvollziehbar für mich!) haben mich betroffen gemacht.Ein weiterer bemerkenswerter Charakter ist Tony Buddenbrook, die lebhafte und entschlossene Tochter des Hauses. Ihre gescheiterten Ehen und das schwierige Verhältnis zu ihrem Bruder Thomas sind zentrale Themen des Romans. Die Art und Weise, wie Mann ihre Entwicklung von einer jungen, unbeschwerten Frau zu einer gebrochenen, aber dennoch starken Persönlichkeit darstellt, ist beeindruckend.Die Sprache des Romans ist ebenso fesselnd wie die Handlung; zugleich kunstvoll und verständlich, voller Anspielungen und Zwischentöne, auf eine sehr poetische Art und Weise. Dabei ist die Sprache jedoch nie verschwurbelt oder schwer verständlich, sondern immer klar und präzise. Manns Stil ist reich an Bildern und Symbolen, die den Leser in die Welt des 19. Jahrhunderts entführen. Er macht aus den alltäglichen Vorgängen eine große Literatur. Seine präzisen Beschreibungen der Orte, an denen die Handlung stattfindet, lassen das Lübeck dieser Zeit lebendig werden. Auch die Dialoge sind authentisch und lebendig gestaltet, sodass man sich als Leser direkt in die Gespräche der Charaktere hineinversetzt fühlt.Selten habe ich einen Roman gelesen, der auf so meisterhafte Weise literarische Qualität mit breiter Wirkung vereint.Ein weiteres Highlight des Romans ist die Einbettung historischer Ereignisse und politischer Entwicklungen in die Erzählung. Mann zeigt, wie die gesellschaftlichen Veränderungen und die wirtschaftlichen Herausforderungen des 19. Jahrhunderts das Schicksal der Familie Buddenbrook beeinflussen und zum Niedergang des einst erfolgreichen Kaufmannshauses beitragen. Dabei werden Themen wie der Aufstieg des Bürgertums, die Industrialisierung und der Einfluss der Kirche auf die Gesellschaft behandelt. Diese Themenvielfalt macht den Roman zu einem wichtigen Zeitdokument und zeigt, wie eng miteinander verwoben das Leben der Menschen und die Gesellschaft sind.Am Ende des Romans bleibt angesichts des Niedergangs der Familie, die nun nur noch in der Erinnerung der Leser weiterlebt, ein Gefühl von Wehmut zurück. Dieser Roman, so mein Gefühl, läßt mich wohl nie mehr los: Ich habe ihn mehrfach gelesen, ich habe das grandiose Hörbuch, gelesen vom unvergleichlichen Gert Westphal, oft auf langen Autofahrten gehört und alle Verfilmungen gesehen (keine war schlecht, keine hat mich vollständig überzeugt). In Lübeck habe ich mir mit meiner Frau zusammen die Handlungsorte, insbesondere das Buddenbrookhaus in der Mengstraße 4, angesehen und das auch im Roman erwähnte Niederegger Marzipan genossen. “Buddenbrooks” ist ein monumentales Meisterwerk von zeitloser Gültigkeit und Thomas Mann ein Autor von formativer Bedeutung, dessen Meisterschaft ich jederzeit wieder neu entdecken möchte. Fünf von fünf Sternen.Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam——————————————————————Except for some periods, I have always read a lot and very mixed across all genres. So it's inevitable that there was pretty much everything from almost unbearable rubbish to average reading experiences. However, I rarely experienced something like literary “awakening moments”. Thomas Mann's “Buddenbrooks” was one such moment.Published in 1901 when Mann was only 26 years old, “Buddenbrooks” established his world fame and earned him the Nobel Prize for Literature in 1929, because the work “over the years has gained an increasingly firm recognition as a classic work of contemporary literature.”At least for me, that has not changed, because although “Buddenbrooks” portrays the decline of a specific family in 19th century Lübeck, it has lost nothing of its fundamental topicality and truthfulness.Mann tells the story of four generations of the Hanseatic merchant family Buddenbrook from 1835 to 1877 with great attention to detail and psychological sensitivity. As a silent witness, the reader dives deeply into the lives of the protagonists without ever seeming voyeuristic. Rather, one can hardly resist the Buddenbrooks - every generation and every individual family member convinces with complexity and character depth.The characters are so vivid and multifaceted that they never let go of me. Whether the materialistic Johann, the gruff Thomas, or the perpetually sickly Klothilde - I understood each individual person in their complexity and at the same time, was irritated, delighted, and sometimes felt like I was sitting with them “on the stones”...Mann describes both the private and business relationships within the family, providing insights into the social structures and norms of the 19th century.The characterization of the characters already mentioned is a crucial element of the novel, and Mann succeeds excellently in bringing the different personalities, dreams, fears, and hopes of the family members to life. My personal favourite character is Thomas Buddenbrook; an intelligent and ambitious businessman who tries to maintain the family business while leading a fulfilling private life. His inner conflict, his fears, and his unconditional loyalty to the family impressed me deeply - and his personal decline and death (after a visit to the dentist - very relatable for me!) left me touched.Another notable character is Tony Buddenbrook, the lively and determined daughter of the house. Her failed marriages and difficult relationship with her brother Thomas are central themes of the novel. The way Mann portrays her development from a young, carefree woman to a broken but still strong personality is impressive.The language of the novel is as captivating as the plot; both artistic and understandable, full of allusions and nuances, in a very poetic way. However, the language is never convoluted or difficult to understand but always clear and precise. Mann's style is rich in images and symbols that transport the reader into the world of the 19th century. He turns everyday occurrences into great literature. His precise descriptions of the places where the action takes place bring the Lübeck of that time to life. The dialogues are also authentic and vividly designed, so that as a reader, one feels directly transported into the conversations of the characters.Rarely have I read a novel that so masterfully combines literary quality with broad impact.Another highlight of the novel is the integration of historical events and political developments into the narrative. Mann demonstrates how the societal changes and economic challenges of the 19th century influence the fate of the Buddenbrook family and contribute to the decline of their once successful mercantile house. Topics such as the rise of the bourgeoisie, industrialization, and the influence of the church on society are explored. This variety of themes makes the novel an important historical document and shows how intertwined the lives of people and society are.At the end of the novel, in the face of the family's decline, which now only lives on in the memory of readers, a feeling of melancholy remains. This novel, in my opinion, will never let me go: I have read it multiple times, I have listened to the magnificent audiobook, read by the incomparable Gert Westphal, on long car journeys, and seen all the film adaptations (none were bad, none fully convinced me).In Lübeck, my wife and I visited the locations of the plot, especially the Buddenbrook house on Mengstraße 4, and enjoyed the Niederegger marzipan mentioned in the novel.“Buddenbrooks” is a monumental masterpiece of timeless relevance, and Thomas Mann is an author of formative significance, whose mastery I would like to rediscover at any time.Five out of five stars.Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
Präzision, Quellenfülle und historische Tiefe – Ullrichs Blick auf den Diktator im Untergang hilft. Geschichte verstehen, Gegenwart erkennen, Zukunft sichern.
Meinen Worten aus meiner Rezension des ersten Bandes dieser herausragenden Hitler-Biographie ist eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen.
Die gleiche klare, präzise und ausnahmslos zielsichere Sprache kommt der inhaltlichen Darstellung zugute. Über 3000 Einzelbelege, die in den Anhängen dokumentiert sind, unterstreichen die Aussagen und Interpretationen Ullrichs.
Nach einer kurzen Einleitung schildert der Autor Kapitel-intrinsisch und insbesondere in späteren Kapiteln auch übergreifend chronologisch von der weiteren Entwicklung Hitlers nach den “Jahren des Aufstiegs”.
Dabei beleuchtet Ullrich insbesondere die von ihm als besonders prägend dargestellten Abschnitte:
1 Die Entfesselung des Zweiten Weltkriegs
2 Polen 1939/40 – Auftakt zum Vernichtungskrieg
3 Entscheidung im Westen?
4 Strategisches Patt
5 Unternehmen »Barbarossa«
6 Kriegswende 1941/42
7 Der Weg in den Holocaust
8 Stalingrad oder Der Kampf ums Öl
9 Totaler Krieg und Volksgemeinschaft
10 In der Defensive
11 Unternehmen »Overlord« und Operation »Bagration«
12 Die Berghof-Gesellschaft im Krieg
13 Der 20. Juli 1944 und seine Folgen
14 Letztes Aufbäumen
15 Der Verfall eines Diktators
16 Die Inszenierung des Untergangs
17 Das Ende im Bunker
18 Hitlers Platz in der Geschichte – eine Bilanz
Die Einordnung Hitlers in die Geschichte am Ende ist insofern noch einmal besonders bemerkenswert, weil Ullrich darin seine eigenen Überlegungen zum Ausdruck bringt, aber auch mit denen anderer Hitler-Biographen wie Kershaw, Bullock und Fest in Beziehung bringt. Ebenso die Übereinstimmungen wie auch die Unterscheidungen zu diesen Autoren - hier wie in der gesamten Biographie - machen deutlich, warum diese Hitler-Biographie wichtig und hilfreich ist, die Vergangenheit besser zu verstehen und für die Zukunft wachsam zu sein.
Fünf von fünf Sternen.
»Der »Fall Hitler« bleibt für alle Zeiten ein warnendes Exempel. Wenn er etwas lehrt, dann dies: Wie rasch eine Demokratie aus den Angeln gehoben werden kann, wenn die politischen Institutionen versagen und die zivilgesellschaftlichen Kräfte zu schwach sind, um der autoritären Versuchung zu begegnen. Und: Wie dünn die Decke ist, welche die Zivilisation von der Barbarei trennt, und wozu Menschen fähig sind, wenn alle rechtsstaatlichen und moralischen Normen außer Kraft gesetzt werden und sie uneingeschränkt über das Leben anderer Menschen verfügen können.«
Ich sorge mich, dass wir genau dies gerade in den USA mit der republikanischen Regierung unter 47 erleben.
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»Der Wind bläst, wohin er will,bei Regen wird alles nass.Bretonisches Sprichwort«So eröffnet dieser zwölfte Band in Bannalecs Dupin-Reihe und schon in diesem Moment dachte ich, “Okay... Was will mir der Autor wohl damit sagen?”. Leider ging es auch weitgehend genau so weiter.Diesmal geht es um den Mord am Ex-Mann einer Freundin von Dupins frisch angetrauter Ehefrau Claire, einem Winzer. Dupin und Claire sind gerade in ihren Flitterwochen an der Loire, als sie in den Fall hineingezogen werden. Wobei “hineingezogen” in Dupins Fall fast wörtlich zu nehmen ist, denn Claire ist wild-entschlossen, den Mord gemeinsam mit Dupin und ihrer Freundin Cecile aufzuklären und zerrt den sich diesmal beinahe wehrenden Dupin mit hinein.Was sich entspinnt, ist eine wilde Hatz zwischen - im Wesentlichen - zwei Handlungsorten, die Dupin und Claire, manchmal mit der sehr blass bleibenden Cecile im Schlepptau, immer wieder aufsuchen. Dabei schleichen sie sich an der örtlichen Polizei vorbei, verstecken sich auch schon mal in Schränken oder Kellern und tun ansonsten kaum etwas.»Dupin war unzufrieden, weit würden sie so nicht kommen. Er fühlte sich, als müsste er mit einem wackeligen kleinen Flugzeug eine Mission zum Mond unternehmen. Aber war das nicht immer so zu Beginn eines Falls?«(Leider ist an diesem Punkt aber bereits die Hälfte des Buches vorbei.)Eine echte Ermittlung kann Dupin mangels Zuständigkeit nicht aufnehmen und hatte er sich in früheren ähnlich gelagerten Fällen meist mit der örtlichen Polizei verständigt, trifft er hier auf einen klischeehaften “bösen Bullen”, der ihn abblitzen lässt.Da Cecile und Claire auch schon einmal auf eigene Faust ermitteln, gibt es auch immer wieder Momente, in denen Dupin fragen muss “Worüber habt ihr noch gesprochen?” und durch diese indirekte Ermittlung geht viel verloren.Nolwenn und die anderen kommen zwar vor, aber nur am Rande und selbst die sich ergebenden Möglichkeiten, sie einzubeziehen, lässt Bannalec weitgehend ungenutzt verstreichen. Cecile, die Ex-Frau des ersten Opfers, kann ebenfalls nicht überzeugen - zumeist ist sie am Boden zerstört, aber in den richtigen Momenten erwacht plötzlich und unerwartet die knallharte Geschäftsfrau?Claire bleibt ebenfalls schemenhaft und wartet ungeduldig auf ein Wunder, das Dupin den Fall aufklären lässt. Zwischendurch verbreitet sie Hektik und versucht sich selbst an Verhören.Viele falsche Fährten und lose Enden (Was sollte das Portemonnaie? Warum die Bedrohung? Was sollte der nächtliche Besuch?) und eine lieblose Auflösung, die Dupin einfach so - Deus ex Machina - in den Schoß fällt, es bleibt leider nicht viel vom bisherigen Reiz der Reihe.Ja, die Beschreibungen der Landschaft sind immer noch schön und schaffen ein Urlaubsgefühl, aber was hilft mir all das, wenn die Geschichte dünner ist als ein Blatt Papier? Zumal Bannalec es auch etwas übertreibt und sehr pittoresk und blumig wird:»Die heiligen Produktionsstätten, vermutete Dupin. Wo der überaus köstliche Muscadet kreiert wurde, den sie bereits probiert hatten. Beinahe alle Fassaden waren mit wildem Wein bewachsen. Die Trauben schienen reif, prall prangten sie in solchen Mengen, dass man sich fragte, wie die grazilen Reben sie tragen konnten.«Alles in allem konnte mich dieser neueste Dupin leider nicht wirklich überzeugen. Buchstäblich schön erzählt, reichen die positiven Aspekte bei weitem nicht aus, um die Schwächen der Geschichte, das uninspirierte Ende und die völlig banale Nebenhandlung um zwei Spechte zu kompensieren.Wohlmeinende drei von fünf Sternen.Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
Ich sinniere nun schon ein paar Tage über dieses Buch und die Rezension, die es verdient. [a:Helga Bürster 11614100 Helga Bürster https://s.gr-assets.com/assets/nophoto/user/u_50x66-632230dc9882b4352d753eedf9396530.png], so erfuhr ich aus dem Nachwort, hat die Geschichte ihrer Großeltern erzählt.Das hat selbstverständlich seinen individuellen Wert, aber es sind so viele Bücher und Geschichten über die persönlichen Schicksale von Zwangsarbeitern auf dem Land geschrieben worden. Auch solche, in denen solche verbotenen Beziehungen geschildert werden, habe ich gelesen - obschon selten Kinder entstanden und die meisten dieser Beziehung tragisch endeten...Ist also diese eine Geschichte so besonders, so anders oder so erzählenswert? Ist Bürster eine so große Schriftstellerin, dass mich ihre Geschichte besonders ansprechen oder gar bewegen würde (oder müsste)?Der Verlag schreibt:“Helga Bürster erzählt wunderbar leicht und dabei doch tief bewegend davon, wie ein Schicksal die Jahrzehnte überdauert, wie das Schweigen über die Vergangenheit eine Familie überschattet. Sie erzählt von vier Generationen starker Frauen – und davon, dass es für Versöhnung nie zu spät ist.”Ja, Bürster schreibt leicht, aber leider nicht besonders beeindruckend. Es lassen sich auch keine besonderen Erkenntnisse daraus ableiten:»Johanne hatte nie viel von Urnenbegräbnissen gehalten. Der klägliche Rest, der da in die Erde gesenkt wurde, das hatte nichts mehr mit dem Menschen zu tun. Leo hatte sie mit seinen schlichten Sätzen jedoch zum Umdenken gebracht. Also stellte sie auch für sich fest:»Es ist in Ordnung.«»Ja. Das ist es.««Es liest sich also leicht und schnell weg, dieses Büchlein. Allerdings wird das oft, fast mantra-artig, wiederholte “Mazur'sche Schweigen” hochstilisiert zu etwas ganz eigenem - das ist es aber nicht: In der jungen Bundesrepublik gab es viele, die aus gutem Grund schwiegen, wegsahen und die eigene Verstrickung oder zumindest das Mitläufertum unter den Teppich kehren wollten. Andere wiederum schämten sich und schwiegen deshalb.Es war also durchaus schon ein kollektives Schweigen, gegen das dann u. a. Ende der 60er aufbegehrt wurde - “Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren” u. ä. Aber auch das individuelle Schweigen, wie es die Familie Mazur betrieb, ist nichts außergewöhnliches - zumindest meine Generation kennt dieses Schweigen noch, war “Empfänger” dieses Schweigens. Meine Großmutter (geboren 1901 in Bremen) hat auch Zeit ihres Lebens geschwiegen, weil sie sich schämte, nicht mehr getan zu haben (zumindest ist sie, wie Zeitzeugen mir zu berichten wußten, “anständig geblieben”). Im Gegensatz zu Bürster habe ich nie versucht, dieses Schweigen zu durchbrechen und die klaffenden Lücken mit Worten zu füllen. Das bedaure ich.Luzies Erbe ist also relativ dürr und sie selbst trägt in der Gegenwart nicht viel zur Aufklärung bei. In der Vergangenheit, in den letzten Kriegsjahren, begleiten wir sie, Jurek, ihre große Liebe, ihre Eltern und die Dorfgemeinschaft ein Stück weit und auch hier las ich viel, das ich wusste, kannte und schon häufig gelesen hatte.Auch von und über Jurek erfahren wir leider nicht viel - Johanne, Bürsters alter ego kommt zu spät: Jurek versinkt bereits in der Demenz und weiß nichts mehr zu berichten. Ja, als Leser versteht man grob, warum Jurek ging. Viele Fragen - auch, warum Luzie ihn einfach gehen ließ - bleiben offen.Ich verstehe, dass Bürster wohl nah an der “erlebten Wahrheit” bleiben wollte, um dem “Mazur'schen Schweigen” eine Wahrheit entgegenzusetzen. Dennoch meine ich, dass es sehr verdienstvoll gewesen wäre, im Rahmen der Fiktionalisierung ein paar Antworten zumindest aktiv “anzudenken” und zu erzählen. Die Geschichte hätte dies zugelassen.So bleibt es ein kurzes Schlaglicht auf die Familie Bürsters, ein Dorf bei Bremen und - ansatzweise - Schuld und Sühne. “Bewegen”, wie der Verlag es meint, oder gar mitreißen konnte mich die Geschichte leider nicht.Vielleicht muss aber auch jede Generation gegen die Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus, gegen das Vergessen und für die Erinnerung - gegen das Schweigen - anschreiben. Vielleicht wird “[b:Luzies Erbe 46144253 Luzies Erbe Helga Bürster https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1559651733l/46144253.SY75.jpg 71092080]” Früchte bei denen tragen, die noch nicht so viele Geschichten dieser Art gelesen haben. Der Geschichte - im mehrfachen Wortsinne -, der Autorin und diesem Buch wäre es zweifellos zu wünschen.Drei von fünf Sternen von mir.Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
Let's start with the good: [a:Paul Auster 296961 Paul Auster https://images.gr-assets.com/authors/1554662932p2/296961.jpg] still is a great author and his mastery of language is second to none. He is extremely empathetic and feels with his characters. Auster is very near to them and allows us in a masterful way to share in their feelings, ideas, and worries.Especially the ageing Baumgartner who reads a bit like Auster's alter ego is an amazingly life-like character who reminisces about his life - married for decades to his late wife Anna, an intensive relationship with another woman, rejection and recovery: Auster takes us on a journey through Baumgartner's life.And this is where the cookie - for me - crumbles: While Baumgartner is a wonderful character, he has led an unremarkable life. Not only Baumgartner himself but most people around him as well, it seems. Consequently, the story Auster tells us is lacking in sheer substance and is, as such, nothing very special.I can relate to many of the aspects at the heart of this story:»It's just that we need to get our terms straight before we plunge in and start to talk. Yes, she would still be alive if she hadn't gone back into the water, but then we wouldn't have lasted together for more than thirty years if I had done things like trying to stop her from going into the water when she wanted to. Life is dangerous, Marion, and anything can happen to us at any moment. You know that, I know that, everyone knows that—and if they don't, well, they haven't been paying attention, and if you don't pay attention, you're not fully alive.«I made numerous highlights and annotations because I loved many ideas and passages but the story itself lacked depth.Paul Auster remains one of my favourite authors and I've read pretty much everything he ever wrote and intend to keep doing so, but, sadly, this novel only receives two stars from me.»And that is all I will ever ask of you, my newborn son, in the first hours of your long journey toward becoming a man who can think and act and take part in the world—only this and nothing else: to fight the good fight.«Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
Mein Leben lang versuche ich bereits, wenngleich auch nicht zu verstehen, so doch zumindest nachzuvollziehen, wie Hitler und seine NSDAP in Deutschland an die Macht kommen konnten - wie konnte ein verkrachter “Kunstmaler” zum Diktator werden? Wie konnte ein Bierkeller-Agitator Millionen in seinen Bann ziehen, sie geradezu verführen, fanatisieren und in den Untergang treiben? Was bringt einen Menschen dazu, sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens, Sinti und Roma, Menschen mit Beeinträchtigungen und viele weitere Personengruppen systematisch zu verfolgen und zu ermorden? Was treibt einen Menschen an, einen Weltkrieg zu entfesseln?Was also liegt näher, als sich mit Hitler selbst und seiner Biographie auseinanderzusetzen? Bullock, Fest, Kershaw - ich habe sie alle gelesen und obschon sie alle ihre Stärken und Schwächen hatten - keine Biographie war so umfassend, detailliert und tiefgreifend wie die vorliegende “neue” (der vorliegende Band erschien 2013, der zweite Teil 2018) Biographie von Volker Ullrich. Hervorragend in geschliffenem hochsprachlichem Deutsch geschrieben gelingt Ullrich die Darstellung von Hitlers Aufstieg ausgesprochen gut. In unterschiedlich langen Kapiteln berichtet er weitgehend kapitel-intrinsisch chronologisch, mit kurzen Vor- und Rückgriffen, über die verschiedenen “Etappen”, z. B. beginnt Ullrich mit “Der junge Hitler” über “Die Wiener Jahre” bis hin zu “Die Berghof-Gesellschaft”, “Im Kampf gegen die Kirchen” und beendet diesen ersten Band mit “Auf dem Weg in den Krieg”.Etwas “überrumpelt” war ich vom Umfang dieses Bandes - auf meinem Kindle immerhin 2000 Seiten. Dank der für mich perfekten Detailtiefe ergibt sich jedoch ein bemerkenswert klares Bild von Hitler und es gab schlicht keine “Längen”. Anzumerken ist, dass “nur” ca. 1300 Seiten das eigentliche Werk ausmachen. Die restlichen rund 700 Seiten bestehen aus dem exzellenten Quellen- und Literaturverzeichnis sowie den Abbildungsnachweisen.Dies ist auch insofern wichtig, als Ullrich erfreulicherweise mit sehr vielen und qualitativ hochwertigen Quellen gearbeitet hat - darunter auch solche, die früheren Biographen nicht zur Verfügung standen, sodass hier auch tatsächlich neuere Erkenntnisse eingeflossen sind.Auch mit diesen früheren Biographen setzt sich Ullrich immer mal wieder auseinander und erklärt, warum und auf Basis welcher Quellen er partiell zu anderen Einschätzungen gelangt. Wenig überraschend beginnt die Biographie mit der Kindheit und Jugend Hitlers und zeigt, wie seine Erfahrungen und Enttäuschungen in seiner frühen Lebensphase seine spätere Entwicklung beeinflussten. Ullrich geht dann auf Hitlers Versuche ein, in Wien als Künstler Fuß zu fassen, bevor er schließlich in die Politik eintrat. Der Autor beschreibt Hitlers frühe politische Karriere als Mitglied der Deutschen Arbeiterpartei und seine Beteiligung an dem gescheiterten Putschversuch von 1923.Ullrich analysiert insbesondere auch detailliert Hitlers Nutzung der Rhetorik und Propaganda sowie seine schauspielerischen Fähigkeiten, um die Unterstützung des deutschen Volkes zu gewinnen. Der Autor beschreibt auch die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen in Deutschland, die Hitler und der NSDAP den Weg zur Macht ebneten.Was mir an dieser Biographie besonders gefallen hat, ist, dass Ullrich nicht nur Hitlers Leben und Karriere beschreibt, sondern auch die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse, die im Hintergrund abliefen und Hitlers Aufstieg überhaupt erst ermöglichten. Der Autor zeigt, wie Hitlers Ideologie und Rhetorik in den Kontext der politischen und wirtschaftlichen Bedingungen der Zeit passen.Ullrichs Schreibstil ist klar und prägnant, ohne jemals trocken oder langweilig zu werden. Die Verwendung von Zitaten und Anekdoten aus Hitlers Leben verleiht dem Buch zusätzliche Tiefe und ermöglicht es dem Leser, sich ein lebendiges Bild von Hitlers Persönlichkeit und Ideologie zu machen. Häufig greift Ullrich hier kritisch auf die Goebbels-Tagebücher zurück, nutzt aber auch die Tagebücher von Luise Solmitz und weiteren Zeitzeugen.Insgesamt ist “Adolf Hitler: Die Jahre des Aufstiegs 1889 - 1939 Biographie” von Volker Ullrich eine faszinierende und umfassende Darstellung von Hitlers Leben und Aufstieg. Ullrich bietet eine sorgfältige Analyse von Hitlers Aufstieg zur Macht und zeigt, wie er die politischen und gesellschaftlichen Bedingungen seiner Zeit nutzte, um seine Ideologie zu verbreiten und eine breite Unterstützung zu gewinnen. Eine beeindruckende Meisterleistung, deren zweiten Band ich ebenfalls im Laufe dieses Jahres lesen werde.Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
»Ich bin eine Enttäuschung, ich weiß.«Ich muß schon sagen, ich fühle mich betrogen: Von einem Rechtsanwalt auch noch. Von einem, den ich als Schriftsteller eigentlich überaus schätze, aber was [a:Ferdinand von Schirach 3048443 Ferdinand von Schirach https://images.gr-assets.com/authors/1340958280p2/3048443.jpg] hier diesmal abgeliefert hat, dafür sollte er sich schämen. Der Verlag, der für ein 113-Seiten-”Buch” EUR 17,99 (eBook) bzw. EUR 20 (Hardcover) als Preis festsetzt, liefert damit zudem ein weiteres eindrückliches Argument gegen die Buchpreisbindung.Zum “Inhalt”: Schon der Klappentext verrät, daß wir es einmal mehr mit dem “Onkel Ferdinand erzählt”-Modus zu tun bekommen; die Hälfte dieses “Buches” ist ein Monolog, ein Stream of Consciousness, der in extrem verkürzter Form altbekannte Standpunkte von Schirachs lau aufwärmt. Ein Beispiel; hier in “Regen” läßt der Autor sein alter ego folgendes sagen:»Aber das nach Hause , das habe ich sofort verstanden. Zu Hause ist ja kein Ort, es ist unsere Erinnerung.«Im großartigen “[b:Kaffee und Zigaretten 44128391 Kaffee und Zigaretten Ferdinand von Schirach https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1551092142l/44128391.SY75.jpg 68620284]” spendierte er dem Thema ein ganzes Kapitel.Dieser Erzähler, der sich in einer Bar wohl einen antrinkt, um seine eigene Erzählung überhaupt ertragen zu können, ist sich auch keines billigen Stammtischwitzes zu schade:»Vielleicht habe ich das mit dem zu kleinen Penis auch nicht richtig verstanden. Wir werden am zweiten oder am dritten Verhandlungstag dazu eine Sachverständige hören. Nein, nicht zur Größe des Penis – zur Frage des Affektes. Eine Psychiaterin.«“Regen” reicht in keiner Weise an die bisherigen Publikationen von Schirachs heran; vielleicht hat er sich “leer geschrieben”. Vielleicht hat er auch einfach keine Lust und/oder Ideen mehr. Für diese Hypothese spricht auch, daß dieses dünne Bändchen mit einem fast die gesamte zweite Hälfte des Buches ausfüllenden Interview mit dem Autor aus September 2022 abgeschlossen werden muß. Ganz offensichtlich hatte von Schirach so wenig Inhalt geliefert, daß der Verlag in seiner Not Füllmaterial zukaufen mußte.In jeder Hinsicht: “Regen” ist eine schriftstellerische Bankrotterklärung Ferdinand von Schirachs.Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
With a meagre 95 ratings and 16 reviews on Goodreads, “[b:Visible Amazement 775511 Visible Amazement Gale Zoe Garnett https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1178245107l/775511.SY75.jpg 761549]” by [a:Gale Zoe Garnett 588519 Gale Zoe Garnett https://s.gr-assets.com/assets/nophoto/user/u_50x66-632230dc9882b4352d753eedf9396530.png] can probably safely be called an “insider tip” or “Geheimtipp” in my native German. It might also be due to the somewhat problematic subject matter... So, to get it out of the way immediately: Roanne tells everyone she's just turning 16 whereas, in fact, she is 14 and Pascal with whom she proceeds to have a sexual relationship is 42. This is in many ways, a significant and, yes, troubling aspect of the novel that raises important questions about consent, power dynamics, and the sexualisation of young girls.The portrayal of the relationship between Roanne and Pascal is done carefully and in a complex and nuanced way, exploring the emotional and psychological dynamics at play.At this point, you should choose: You can follow me and choose not to render judgement. I will neither condemn nor condone this relationship which would be illegal in my and most other Western jurisdictions and for good reasons as well. I simply refuse to judge ethically.The reason for that is that Roanne in many instances acts beyond her age: Growing up with her single mother Delores (whom she calls “Del”) and Del's partners, moving often, she has made many experiences that separate her from her peers. »I think when you move around a lot and don't relate really well with kids your own age, books can be an important alternative to suicide.«Her journey, which is triggered by her mother sleeping with a man whom Roanne has a crush on (he's also older and she also slept with him). Thus, the novel after a short introduction quickly becomes an unforgettable roadtrip, a journey of self-discovery, and a coming-of-age story. It's told in Roanne's own dialect (»superamazingbrillianterrific«) and words (because it's told somewhat episodically as diary entries), which is a mix of Canadian vernacular and big words. It's a funny, sad, and surprising story that explores themes of sexuality, identity, and family.From the very beginning, my heart went out to Roanne who feels misunderstood, lonely and isolated in pretty much every aspect of her life. Her adventures are wild, highly entertaining and emotionally immensely touching.She meets various eccentric characters along the way, such as a gay dwarf cartoonist, his brother Pascal, a son of evangelist celebrities, and a rich heiress. Roanne immediately captures pretty much everyone's hearts - including the readers' - because while she presents stories that will often raise more questions than answers, in her dealings with her newfound friends, she's direct, honest and authentic. The gay French dwarf with a humpback, smelling like strawberries? She loves his work, he's kind to her and that's all that matters to her. She accepts people's “weirdness” at first sight and treats people with respect and kindness herself. And get this: We're in the early 80s where such kind of acceptance was the rare exception...The novel drew me in irresistibly; I just couldn't get enough of the strange, outlandish and yet believable adventures of Roanne. Especially the authentic, sometimes rough and raw tone of the narration prompted me to research Garnett's life, as the novel read like a memoir in parts.»Thank you, sir,” I said. “I hope a whole family of starving scorpions nests in your fat ass,” I thought.«Some parts were very relatable for this German potato...»When I was seven, and Del was seeing Brian, who was Irish, he said, “When all else is out of the question, a person needs to eat a potato,” that potatoes would “soothe you, whether you were sick at heart or sick in body.” I don't know if it was just the power of suggestion, but ever since he said it, baked potatoes have been one of my major comfort foods.«(Try it for yourself!)There were a few points during which a potato would have been very, very welcome...»It is called GRID, “Gay RelatedImmune Deficiency.” Can you imagine, my very own influenza!« If you can suspend judgement, or are a Del (if you are, I salute you), and you want to go on an amazing, brilliantly told, wonderful, laugh-out-loud and cry, and sometimes both at the same time, trip; if you like roadtrips and coming-of-age stories, I challenge you, I implore you, read this novel. I've never read something alike before. One might say, I was visibly amazed!Five out of five stars.Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
Here we go again... “[b:Frozen Minds 54997395 Frozen Minds (DI Winter Meadows, #2) Cheryl Rees-Price https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1597684747l/54997395.SY75.jpg 85620735]” is not bad; but, sadly, it's not good either. It's a convoluted story in which Rees-Price ventures onto thin ice; to write parts of the story from the explicit point of view, in some cases directly from the mind of a person with mental disabilities is problematic at least. I'm not sure I would call that attempt successful either.But the story itself is already too much: Complicated to the point of implausibility. While the motivations of the perpetrator(s) might hold at least some water, the execution of their plans amounts to trying to hold water with a sieve...Rees-Price undoubtedly means well in all she writes: From DI Winter Meadows who starts to become a team player...»Having transferred from London eighteen months earlier, he'd found it a little too quiet at first. Now he was used to taking cases usually dealt with by uniform, and when his department needed assistance, he was never short of help. There was no “them and us” in the valleys.«... to Blackwell who's gaining at least a rough sketch of a character, things do evolve somewhat, compared with the first instalment. Sadly, the same cannot be said of Rees-Price's talent as an author: Her characters are still very rough at the edges and lack nuances, subtlety, motivation and, in most cases, an actual perceptible character. Edris, for example, who was a young and hopeful newbie on the job, is now the caricature of a “young stud”. He is mostly busy ogling and flirting with same-age women and kissing Meadow's behind.»‘You've been right about everything else.' Edris grinned.«Poor Edris tends to tell everyone they put someone in their place. Repeatedly. With the exact same words, in the exact same context. Why am I mentioning such a detail? Because pretty much everything about Rees-Price's writing feels strained, effortful and cumbersome, almost clunky.I think most of her characters are shallow and stereotypical.Not just her choice of words, repetitions, but also Meadows' thoughts that are added verbatim to the narration in italics. That's either a serious lack of talent or laziness. Either way, I didn't like it.»‘Fine,' Jane snapped. ‘Do what you want, but please be aware that there are a number of confidential files on site containing sensitive information. I don't want you or your officers nosing in those files.'What was she hiding in them?«There are also lots of loose ends and plot holes - why is a certain person anxious during a police search when nothing ever comes of it? Unexplained.Why, ultimately, were certain choices made? Unexplained and not deductible either. Also: There were several points in the story during which it was absolutely clear to the reader what needed to be done and a hard-boiled ex-London cop doesn't? Excuse me...(Especially when what “needed to be done” would have amounted to just keep doing what they were doing instead of needlessly going elsewhere...) The mystery itself, albeit badly told and needlessly complicated, was rather simply structured. The exact same plot devices have been used over and over and over. There's absolutely nothing new. You feel like you've known the story and settings for a long time - just the character names have changed and the composition. It's sad because I liked the empathy that Rees-Price projects into Meadows (and even Blackwell, even though she's not good enough to write him well either) for the challenged residents of the home. I especially really liked how Meadows interacts with Kevin.And, yet, all in all, this felt like a waste of precious reading time. Bland literary fast food.Three stars out of five and, to finish with Kevin's words:»‘Bye bye, Winter Man.' Kevin grinned and climbed on the bus.«I will not continue reading this series.Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
Goodbye, Milan Kundera. Not only this novel was an immense pleasure!
Milan Kundera, Communist Party Outcast and Literary Star, Dies at 94 (gift article)
»Der eigentliche Held, der alle anderen in den Schatten stellt, ist ganz sicher das Schloss Mysłocz, um das sich die authentischen Zaubereien ranken. Ein Monument der Unbeweglichkeit und des Schweigens, so taucht es aus der Nacht auf, aus dem Morast, erhebt sich aus dem Nebel, aus dem Wald, um Elegie zu verströmen oder Skandale zu entfesseln. Ganz zwanglos erhält der Raum des Romans eine Ordnung: verborgene Gemächer und unterirdische Gänge im feudalen Mysłocz, gemütlicher Speisesaal im verbürgerlichten Połyka, Gedränge und anrüchiges Durcheinander in den Etablissements von Warschau. Die Zeit drängt, dehnt sich aus oder verkürzt sich, wenn es darum geht, die zweifache Version eines Mordes vorzuführen.«Man soll seinen Helden nicht begegnen, denn man wird enttäuscht. Ebenso wenig sollte man wohl seinen glorifizierten Lieblingsbüchern wiederbegegnen...“[b:Die Besessenen 22079080 Die Besessenen Witold Gombrowicz https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1422979161l/22079080.SY75.jpg 143611]” von [a:Witold Gombrowicz 9632 Witold Gombrowicz https://images.gr-assets.com/authors/1655576009p2/9632.jpg] haben mich vor gut 30 Jahren geradezu überfallen und in ihren Bann gezogen - mein Bruder schenkte mir das Buch und mit meinen rund 17 Jahren war es mir unwiderstehlich: Ein düsteres, verfallendes Schloss umgeben von Wald und Moor, ein wahnsinniger Fürst, der letzte seines Geschlechts, ein merkwürdiges Handtuch, das bebt, würgt und zittert - zwei junge Liebende (in meinem damaligen Alter auch noch!), die sich so sehr ähneln, dass sie einander verabscheuen und doch nicht voneinander lassen können? Hinzu kam: “Die Besessenen” erschien im Original vom 4. Juni bis zum 31. August 1939 als Fortsetzungsroman gleichzeitig in zwei Tageszeitungen. Hitlers Überfall auf Polen am 1. September 1939 verhinderte die Vollendung. 1973 wurde es vom Autor wiederentdeckt. Das Ende jedoch blieb bis 1986 verschollen.Ja, es fühlt sich an, als wäre ich damals ein anderer gewesen - und vielleicht liegt es daran, dass “Die Besessenen” nach glühender Verehrung damals für mich heute nur noch interessant sind. Seit damals habe ich - wie besessen - alle deutschen Ausgaben des Romans gekauft und gern auch verschenkt.Es gibt nur eine Ausgabe, die ich nie gefunden habe: das eBook, das ich heute als einzige Buchform lese. Auch die noch lebenden Nachfahren Gombrowicz' bestätigten mir nur mit Bedauern, dass es schlicht keine deutsche eBook-Ausgabe gibt.Das wollte ich schon seit Jahren für mich selbst ändern und so kaufte ich kurzentschlossen antiquarisch die mir liebste Ausgabe (Übersetzung von Klaus Staemmler, dtv-Taschenbuch mit Kerze auf dem Cover), säbelte den Einband weg, jagte es durch einen guten Scanner und schuf mit erheblichem Aufwand mein eigenes eBook, das ich selbstverständlich auch gleich lesen mußte!Schnell nahm mich die etwas altmodische (kein Wunder, spielt doch die Handlung in 1938; dem Jahr, in dem Gombrowicz auch die Arbeit am Roman aufgenommen haben dürfte), aber doch großartige Sprache gefangen:»Aber der Mond schien bereits über der endlosen Ebene, aus der hier und da phantastische Baumsilhouetten ragten. In seinem blassen Schein zeigte sich weißliches Wasser, der Muchawiec schob träge seine Strömung durch die Ebene, kam kaum von der Stelle und bildete riesengroße Ausuferungen.«Majas und Leszczuks ungestüme, schwierige Hass-/Liebesgeschichte war immer noch schön zu lesen, auch wenn ich manche Grausamkeit (armes Eichhörnchen!) und Gewalt nicht mehr in Erinnerung hatte. Beider Erkenntnis, einander zu ähneln; geradezu zwei Teile, die zu einem großen Ganzen gehören, zu sein, ist interessant. Gleichzeitig davon angezogen und abgestoßen zu sein, macht einen Teil des Reizes aus und spielt eine entscheidende Rolle im Kern des Romans: Die Suche nach Identität.Maja fühlt sich noch der gehobenen Klasse der Gutsbesitzer angehörig - aber das elterliche Gut, verwaltet von ihrer Mutter, ist eine kleine, schlecht gehende Pension für Stadtmenschen, die Maja und ihre Mutter gleichzeitig als niederrangig verachten, auf die sie aber für ihren Lebensunterhalt angewiesen sind.»Warum hatte ich, dachte sie, die ich schließlich unter anderen Bedingungen und in weniger demokratischen Zeiten erzogen wurde, nie dieses absolute Überlegenheitsgefühl?«(Damals wie heute war es allerdings mit der polnischen Demokratie nicht allzu weit her...)Gleichzeitig aber will Maja bewußt mit diesen überkommenen Vorstellungen brechen und scheut doch davor zurück:»Sie fürchtete sich vor dem Schloss, vor ihrem Verlobten, am meisten aber vor sich selbst, vor den Gefahren, die in der Tiefe ihrer eigenen, allzu kühnen, allzu unruhigen, allzu glücksbegierigen Natur auf sie lauerten. Die altertümlichen, düsteren, der Vergangenheit zugehörigen Mauern schienen zu flüstern: Wehe dem, der leichtherzig dem flüchtigen Glück nachjagt!«Der alternde (vermeintlich?) abgeklärte Professor, dem die sich verändernde Welt fremd wird...»Der Professor empfand ein instinktives Misstrauen gegenüber Frauen wie Maja, die ihn durch Unabhängigkeit, vorzeitige Reife und eine Ungezwungenheit, die keine Hemmnisse kannte, entsetzten.«... der aber nicht an jedwede Besessenheit glauben mag und doch im Laufe der Handlung sozusagen vom Paulus zum Saulus wird; auch er sucht: Erst nach Schätzen, dann mehr und mehr nach Erkenntnis über die Natur der Besessenheit und den sehr irdischen Ursprüngen des Wahnsinns des Fürsten.Leszczuk sucht generell seinen Platz und taumelt von Ort zu Ort, bis er auf Maja trifft und dieser verfällt. (Wahrscheinlich trug auch das zu meiner Begeisterung bei: Ich selbst suchte meinen Platz, hatte meine erste große Liebe gefunden, glaubte manches und wusste nichts.)Der wahnsinnige alte Fürst sucht sich selbst und seinen Franio, seinen illegitimen Sohn, der unter mysteriösen Umständen aus einer verfluchten Kemenate des Schlosses verschwand...Cholawicki, des Fürsten boshafter und verschlagener Sekretär, dient als brutaler und widerwärtiger Gegenspieler, der aber gleichzeitig Majas Verlobter ist und auch diese zwei sind aneinander gefesselt.Gleichzeitig - und das habe ich erst jetzt verstanden - sind letztlich alle Handelnden “besessen”: Von sich, von der Gier nach Macht, Geld und Geltung, von einander, vom Schloss, vom Übersinnlichen und selbst das Schloss ist buchstäblich besessen - oder nicht?Vollständig wird diese Frage nicht geklärt - und das ist auch gut so, denn zumindest das spricht sowohl den Wulf von damals (“Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.”) als auch den von heute (“Alles Existierende ist prinzipiell wissenschaftlich erklärbar, wobei unsere Fähigkeiten und Werkzeuge zur vollständigen Erklärung sich noch entwickeln; was sich dieser Erklärung entzieht, existiert folglich nicht.”) an und läßt allen Rezeptionen Raum.Letztlich, so spitzt es Gombrowicz im letzten Satz des Romans trefflich zu:»In dieser Welt voll Unklarheit und Rätsel, Dämmerung und Trübheit, Seltsamkeit und Irrtum gibt es nur eine untrügliche Wahrheit — die Wahrheit des Charakters!«Bei aller fehlenden Begeisterung kann ich nicht umhin, auch mich selbst zu den “Besessenen” zu zählen - vier von fünf Sternen für einen einzigartigen Roman.Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam
The Stationmaster's Cottage (Rivers End #1), by Phillipa Nefri ClarkA literary letdown of epic proportions: a painfully banal narrative filled with annoying characters, questionable dialogue, unending melodrama and a failed attempt at blending mystery and romance in the most abysmal way imaginable.This was a thoroughly, abysmally and disgustingly bad book. The worst book I've read in a very long time. I picked it up because it was shelved as Romance and Mystery, two genres that I usually enjoy and I was intrigued how this would play out.Little was I prepared for the almost unbearable banality of the “mystery” that turned out to be a silly family drama and the extreme levels of melodrama.»“How could you have done it?” Christie cried. “I will never forgive you. Never!”«(On a graveyard, towards a dead person, during a thunderstorm.)Basically, in the past Martha and Thomas were engaged but due to meddling by family and friends were never married. In the present, film and TV makeup artist Christie Ryan, Martha's great-niece, is also engaged. In her case to cliché “evil land developer” Derek who bullies her and becomes violent if he deems it necessary.The problem is: The past engagement drama is supposed to play out in 1967/1968. Martha and Thomas, each in their early twenties at the time, seem to be stuck in an earlier era:»“You need someone to curb your wild nature. Someone with a firm hand,” he whispered.Martha opened her eyes. “You can't tame the wind. Or the ocean, except in your paintings.” Her expression dared him to disagree.«Taming of the shrew? Yikes. Thomas behaves like that and Martha doesn't run...Christie is not much better in her interactions with her fiancé Derek.»Christie went numb. “Why don't you understand?”“I do understand. That's the problem, Chris. From the day we first met, I knew you needed a man who would guide you through life. You're too trusting and generous. I mean, those are admirable qualities, but it doesn't get you anywhere, and you'll end up being badly hurt.”But you're hurting me now! What did he want her to say? Apparently, nothing, as he was happy to continue.«That's pretty much the same Thomas said and Christie hardly ever ceases to find excuses for this kind of behaviour. Excuse me while I vomit.When Christie's grandmother, Dorothy the meddler, dies, Christie travels to River's End to attend the funeral alone because Derek prefers to visit a luxury resort alone instead of supporting Christie. Once there and somewhat settling in her newly-inherited cottage, the eponymous “Stationmaster's Cottage”, Christie finds and reads a lot of unopened letters from Thomas to Martha, her grandmother's diary and finds some revealing items and, like that, discovers what's behind the “mystery”. Those letters which we get to read in full as well, also read like they've fallen out of time. They're also just plain annoying and page-fillers.After half of the book I strongly considered DNF'ing but just couldn't bring myself to do it. That's when Martin, Thomas' grandson and Christie's new-found love-interest comes fully into play - and things go further downhill. Martin behaves arrogantly, patronisingly and is extremely and excessively dominant towards Christie whom he's interested in but collectively tries to punish for her major original sin:»If only she were not Dorothy's grandchild.«Christie feels that but nevertheless falls in love pretty much immediately and, just like that, picks up the next abusive guy:»Martin stopped. He half-smiled at his dog and Christie, still cuddling on the sand. “We need to talk. Walk with me.”It was a command, not an invitation. It took all of two seconds for Christie to get back to her feet and jog after him, Randall in tow.«(Randall being the real dog here...)I guess Christie likes him for his generosity towards her, though...»You only ever need to tell me what you want to, Christie. Just because I ask a question, doesn't mean you have to answer.”«The moment that broke the proverbial camel's back, though, came a bit later. Read carefully now and maybe, like me thrice, till you understand what the author of a novel published in 2017 (!) seems to find ok, if not condone:»“I'm not coming to your rescue anymore today. What are you going to do when I leave?”- “Lock the door.”“Lock the door. Didn't I ask you to do that last time I left?”Wide-eyed, Christie nodded. Martin slipped an arm around her waist and pulled her close against his body, forcing her to look up at him.- “The day for a discussion about respect, and now, about putting yourself at risk, is getting close. Before you leave this door unlocked again, think about how much you value sitting down to eat dinner.”«I get the author probably thinks Martin is just being protective and internationally-travelled Christie, successful in her career, is a damsel in distress who needs rescuing. Excuse me, though: Threatening, even as a “joke”, physical violence? That's just a total deal breaker and completely unacceptable. At that point, Christie should have kicked Martin's pompous and overbearing arse out and locked him out forever.(To boot, that happens immediately after Christie had already been threatened and physically hurt by Derek...)Of course, everything gets resolved as if by magic and, within a few weeks, Christie moves from one abuser, Derek, to a new one, Martin, but at that point, the novel is so far beyond redemption that none of that really matters anymore.I'm just glad to get rid of this novel. One out of five stars.Blog Facebook Twitter Mastodon Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam