Schönheit der Natur, irrationale Hineinsteigerung in die Liebe. Inbegriff des Tragischen. Der an der Entfremdung gegenüber der Gesellschaft zerbrechende Genius. Unglaubliche Schlussszene. Man spürt das Leiden des Autoren, dass sich hier in artistischer Einzigartigkeit entlädt.
Wunderbar geschrieben. Den eigenen elenden Zustand auf so absurde Weise rationalisierend, nimmt die Tragikomödie einen zunehmend absurden Verlauf. Die feine Sprache mit ihren hohen Gedanken vermischt mit dem Leben in Armut erzeugt allerlei komische Augenblicke.
Man muss vermutlich von Musik mehr Ahnung haben oder andere Hintergründe kennen, um mit dieser Erzählung etwas anfangen zu können. Bei mir hat es eher Unverständnis gestiftet. Gleichwohl sprachlich sehr schön.
Unglaubliches Tagebuch. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Einen Menschen so persönlich kennenzulernen. Man kann nicht verhindern, sein Herz zu erwärmen für die kleine Anne. Vermutlich auf verschiedene Weise, je nachdem, welches Alter man hat: Ein gleichaltriges Kind wird sie als “Freundin” empfinden können oder sich in sie “verknallen”.. Als erwachsener Mann empfinde ich eher brüderliche oder väterliche Gefühle für diesen Menschen.
Ich erwischte mich bei Tagträumen und Vorstellungen, bei denen dieses Mädchen irgendwie gerettet wird.. Es ist peinlich und anmaßend zugleich.. doch so stellte ich mir auch vor, wie ich sie unterstütze in ihrer Krankheit und ihrem Leiden später im KZ. All diese Fantasien, weil es mein Herzenswunsch geworden ist im Laufe der Lektüre, dass dieses Mädchen überlebt hätte. Sie wäre eine wunderbare Autorin geworden, so stelle ich es mir vor.. eine beeindruckende Intellektuelle.
Diese meine Fantasien illustrieren vermutlich, wie nah einem dieses Buch gehen kann. Das Ganze hat damit natürlich auch eine historisch-politische Komponente. Hier wurde eine ganz eigene Art von “Gegenbeweis” erzeugt gegen das NS-Regime. Die Falschheit der Sache erscheint einem hier unmittelbar evident: Einem Menschen wie Anne den Wert aberkennen erscheint als unmittelbar und intuitiv gefühlt falsch. Während die Fähigkeit einer Menschengruppe den Wert abzuerkennen insbesondere dann fruchtet, wenn man sie nur anonym fasst, so bewirkt dieses Buch eben gerade das Gegenteil: Das ganz persönliche Beispiel verwehrt jeden Irrweg in eine solche Abwertung, da man sich in der Unmöglichkeit findet, das Leben einer “Anne” abzuwerten. Hier wird also ein wichtiges Gegenmittel gegen den Irrweg einer Ideologie an die Hand gegeben. Gleichwohl ein Gegenmittel des “Herzens”, das alleine nicht ausreicht. Die Aufarbeitung muss verschiedenste Wege haben und alle Aspekte des Menschen ansprechen.
Die erste Hälfte fand ich sehr spannend und inspirierend. Goethes Leben ist Beispiel und Vorbild, etwas, woran man sich hochziehen kann, selbst, wenn man eine etwas andere Stoßrichtung hat.
Da ich noch mit keiner Biographie über Goethe vertraut bin, vermag ich nicht zu sagen, wo die Grenzen von Wahrheit und Dichtung hier verlaufen. Ich las nur irgendwo, dass Goethe bei seiner Autobiographie gerne auch ein paar Sachen “erlogen” hat.
Besonders gefiel mir, seinen Bildungsweg nachzuvollziehen, seine erste Liebeserfahrung und einen Eindruck von dem sozialen Umfeld zu bekommen, in dem er sich bewegte. Die historischen Umstände des siebenjährigen Krieges interessierten mich nur sekundär. Gleichwohl war interessant, wie die Einquartierung der Franzosen im Hause Goethes ablief.
Ich bin gespannt auf den dritten und vierten Teil und habe auch Lust anschließend eine Biographie (vielleicht jene von Safranski) Goethes zu lesen.
Wie auch bei den Rammstein-Texten: Die Symbiose aus größter Primitivität und Tiefe. Manchem werden einige der Gedichte wie Pipi-Kacka-Humor vorkommen. Doch gerade in der primitiven Härte kann man den nihilistischen Unterton spüren, aus dem sie geboren sind. Die Texte sind psychologisch: sie entlarven einen Menschen mit all seinem “Bösen”, all seinem Fetisch, seiner Einsamkeit und Depression. Über diese dionysischen Abgründe springt immer wieder der Tänzer, der im schönen Schein seine Heiterkeit behält.
Wer ist es nur der mit mir spricht
du bist es leider leider nicht
das Worte sich im Munde wälzt
oh Gott ich rede mit mir selbst
(S. 149)
Wieder ein Buch, das jedem Philosophen ans Herz zu legen ist. Denn es zeigt den nicht-linearen Weg eines Suchenden und gibt eben deswegen Trost, weil er nicht-linear ist.
Ein sehr spirituelles Buch, das für jeden Philosophen lohnenswert ist zu lesen. Viele Aspekte eines philosophischen Lebens werden reflektiert. Darunter beispielsweise das Problem der fehlenden Anerkennung durch die Zeitgenossen (die nur “Fressen und Überleben” im Kopf haben und den eigentümlichen philosophischen Weg von Jonathan nicht anerkennen wollen). Ebenfalls die Hartnäckigkeit bei der eigenen Entwicklung, die furchtlose Tapferkeit... Insgesamt scheint die Philosophie dieses Buches geprägt von einer östlichen Philosophie der Kontemplation. Der streng rationale Charakter, den die europäische Philosophie entwickelt hat, bleibt eher außen vor. Dennoch gibt es genügend Aspekte die Ost und West sich stets geteilt haben, sodass jeder philosophische Mensch dem Buch etwas abgewinnen kann, außer der Zynismus hat ihn schon blind gemacht für den lieblich-rührenden Charakter, den das Buch mitunter hat.
Humorvolle Xenien, die ironisch-heiter zur Gegenwartsgesellschaft des angehenden 19. Jahrhunderts Stellung nehmen. Viele der Xenien lassen sich nicht verstehen ohne ein recht fundiertes Wissen von den Zeitumständen und den damals bekannten Größen aus Kunst und Wissenschaft. Trotzdem kann man vielen Xenien auch als Laie etwas abgewinnen. Liest sich schnell und gut immer zwischendurch.
Ich bin Dynamit: Das Leben des Friedrich Nietzsche
Lange nicht mehr so schnell ein Buch gelesen, es liest sich wie ein Roman. Anders als Lou Salomes oder Rüdiger Safranskis Nietzsche-Biographie, die ihren Schwerpunkt auf dem Inhalt von Nietzsches Schriften legen, zeichnet dieses Buch ein lebendiges Bild von Nietzsches Lebenswandel. Und das ist gut. Denn gerade in der inhaltlichen Aufarbeitung und Deutung der Werke liegt die Schwäche dieser Biographie. Zwar missdeutet die Autorin selten etwas, aber trifft doch selten den wirklichen Kern eines Werks. Auch findet (zum Glück wohl) kaum eine Gesamtdeutung von Nietzsches Denken statt, mal von der Betonung Nietzsches als Philosophen des „Vielleicht“ abgesehen und einigen etwas pathetischen Schlussbemerkungen zum Ende des Buches.
Über die persönlichen und alltäglichen Hintergründe, die dem Entstehen der unterschiedlichen Schriften zugrunde liegen, konnte ich viel Neues lernen. Insbesondere das Verhältnis zu Wagner und Lou Salome wird sehr eindringlich beschrieben.
Kritisch äußert sich die Autorin so gut wie nie gegenüber Nietzsche, viele besonders kontroverse Aussagen werden gar nicht erwähnt. Im Ganzen verfolgt die Autorin aber eine gute Intention, indem sie an der weiterhin benötigten Lösung von Nietzsches Denken aus dem Nazi-Sumpf arbeitet, in den Nietzsches Schwester ihren Bruder in jahrelanger Arbeit gebracht hat.
(Nur ein kleiner Fehler ist mir aufgefallen (ca. Seite 466), wenn sie die Figur des Verrückten mit der Laterne im Zarathustra verortet, obwohl es sich dabei um den Tollen Menschen (Nr. 125) aus der Fröhlichen Wissenschaft handelt)
Dieses Werk ist philosophisch dünn, aber in der Beschreibung des Lebenswandels Nietzsches so reich und farbenfroh wie vermutlich keine andere Biographie.
Ein beeindruckendes Werk von hohem, aber nicht zu hohem Niveau was die Lesbarkeit betrifft. Damit ein guter Einstieg in wertvollere Literatur.
Das Werk beeindruckt durch die genaue Beschreibung der psychologischen Struktur verschiedenster Charaktere, auch wenn diese für meinen Geschmack oft überzeichnet waren. Insbesondere der hysterischen Frauen gab es meines Erachtens zu viele. Ob dies jedoch ein realistisches Bild der Zeit ist, bleibt möglich.
Obgleich ich Startschwierigkeiten hatte, wurde ich zunehmend in das Werk hineingezogen. Es hatte immer mal wieder Passagen, die mir schwer fielen. So realistisch die lange Monologe vielleicht die psychische Struktur einer Person darlegen, indem darin etwa deren nervöse Ruhelosigkeit zum Ausdruck kommt, so sehr konnte mich dies auch nerven.
Das Werk ist auch für einen Philosophen äußerst interessant, da Raskolnikow selbst eine sich im Buchverlauf zunehmend entfaltende Philosophie hat, die hinter seinen Handlungen steht. Es geht dabei letztlich um die Frage der Rangordnung zwischen Menschen, also die Frage der Ungleichheit, sowie die Frage nach dem Wert des Menschen. Gibt es wertlose Menschen? Damit verbunden ist die Frage, ob ein Genius außerhalb jeder Moral steht was seinen Weg zur Größe betrifft und damit keine Rechte niedriger Menschen zu beachten hat. Bis zuletzt fühlt Raskolnikow keine Reue hinsichtlich seines Mordes, weil er einfach nicht einsieht, dass wirklich etwas schlechtes in der Ermordung einer gierigen Wucherin liegt. Oft wird hier auch die staatlich legitimierte Gewalt der Kriegsführung dem dagegen viel geringeren Ausmaß an Furchtbarkeit in der Gewalt des Einzelnen entgegengestellt: Warum darf der Staat im Krieg töten und das Verhalten der Soldaten wird heldenhaft genannt. Das töten einer “wertlosen” Wucherin dagegen soll schlecht sein und wird mit vielen Jahren Zuchthaus bestraft.
Was letztlich das Motiv von Raskolnikow war, wird nie ganz eindeutig geklärt. Er beichtet die Tat Sonja auf verschiedenste Weise und lügt dabei teilweise, um ihr gegenüber ein Motiv zu betonen, das diese am ehesten verstehen kann. Ich bin jedoch überzeugt, dass die amoralische Philosophie des menschlichen Genius das entscheidende bleibt. Außerdem war der Mord an der “Alten” nicht schon Teil des “napoleonischen” Werdegangs, sondern schlicht die Selbstprobe der eigenen Stärke Raskolnikows. Hiermit wollte er im Experiment testen, ob er ein höherer Mensch ist, der konsequent töten kann, ohne daran zugrunde zu gehen. Am schlechten Gewissen zu leiden ist hier vollkommen negativ konnotiert: Wenn man nicht zum Töten fähig ist, zeugt das von der eigenen Jämmerlichkeit. Er wollte also einfach nur töten üben. Weil dies einzugestehen jedoch so schwierig ist, mischt er dennoch regelmäßig andere Motive dazu, als Rechtfertigung vor sich selbst und anderen: darunter die “Krankheit”, die “soziale Lage” und den “Diebstahl”. Das es nicht um den Schmuck und das Geld ging ist schon dadurch eindeutig, dass er sich das Diebesgut nie genauer angeschaut hat und sich auch nie weiter darum gekümmert hat. Geld ist für den in philosophischen, moralischen und psychologischen Kämpfen verwickelten Raskolnikow nun wirklich nebensächlich.
Das Ende war gleichsam schön, wie enttäuschend. Das schlussendliche Aufblühen des Raskolnikow war ja gewissermaßen ein “Happy End”, was natürlich irgendwie “schön” ist. Es muss aber meinem derzeitigen Lebenswandel und dem Bann Nietzsches geschuldet sein, dass mir ein tragischeres Ende noch besser gefallen hätte, vielleicht auch eines “jenseits von Gut und Böse”. Dies schien sich fast noch anzudeuten, als Raskolnikow selbst in Haft das Verbrechen noch als nichts mehr als etwas Juristisches sah. Hier war also weiterhin kein moralisches Moment der Schuld dabei. Hier hätte auch ein Übermensch jenseits der Moral geboren werden können, der schlussendlich seine Schwäche besiegt. Der Nietzsche in mir hätte sich darüber gefreut. Stattdessen wurde wohl ein Christ geboren, wie sich stark vermuten lässt (die Rede von der “Wiedergeburt”, sein Wunsch nach der Bibel, seine Annäherung an Sonja, die “Heilung durch Liebe”, sein “Streben”). Auch ok.
Das Buch befriedigt das Bedürfnis nach Halt durch naturalistische und mythologische Begründungen: Der Autor fundiert seine Argumente stets mit bio-psychologischen oder mythologischen Prämissen. Es werden also entweder psychologische und evolutionsgenetische Befunde genannt, oder die “Bibel” bzw. andere “archetypische”, mythologische Schriften.
Dies hat zuweilen etwas Erfrischendes. Endlich mal weg von dem weichgespülten Ratgeberzeug. Aber letztlich wirkte es dann doch arg gezwungen “episch” und pseudo-tiefsinnig: Das ständige Beharren auf die “Gefahr des schrecklichen Chaos” und das wir es bändigen müssen...
Insgesamt wirken die zwölf Regeln sehr willkürlich und alles ist unsystematisch und unstrukturiert. Die Regeln sind nur Anlass für spontane Gedankenausflüge des Autors. Die fehlende Offenlegung der letzten Prämissen (die man somit selbst heraus kristallisieren muss) wird nur überdeckt durch den gezwungen-epischen Tonfall des Buches, der als Glasur über allem liegt.
Es ist also schön mal etwas anderes als den üblichen Konstruktivismus zu hören. Letztlich ist das Buch aber kein Ausbruch aus dem bürgerlichen Zeitgeschehen, sondern eine bürgerlich-konservative Rückkehr zu den alten Dingen, die Halt geben: Bibel, Christentum, Mythologie. Der Naturalismus ist dann das moderne, wissenschaftliche Äquivalent dazu – die “Rückkehr zur Natur”.
Die Geisteshaltung ist letztlich eine liberal-konservative: Es darf wieder Mann und Frau als primäre Kategorien geben, außerdem die Kernfamilie und die Religion. Der Mensch kann wieder durch die Natur geprägt sein, Wettbewerb ist gut, Kinder brauchen Grenzen (gegen den Hang zum Antiautoritären) etc... Alles irgendwie am Leitfaden der Unterscheidung von Ordnung und Chaos - nicht wirklich hinreichend begründet, sondern, wie gesagt, rhetorisch überdeckt.
Es könnte sich lohnen das Buch genauer zu analysieren, um zu sehen, was es über den Zeitgeist und die Bedürftigkeit der Menschen aussagt. Aber den Zeitaufwand ist mir das dann doch nicht wert.
Humorvoll, inspirierend und sprachlich schön. Der Konjunktiv dieses Buches gibt der Erzählung einen speziellen Charakter und prägt gleichsam die humorvolle und leichtfüßige Note des Buches. Ich bewundere die sprachliche Fähigkeit des Autors und will sogleich selbst einen derartigen Stil erlernen. Die Figuren sind ebenfalls in hohem Maße inspirierend: Einen Genius (oder hier zwei) am Werke zu sehen führt stets dazu, dass man sich auch als Leser und lebender und suchender Mensch hinangezogen fühlt zu größeren Höhen seiner selbst.
Wie die Känguru-Bücher erneut sehr unterhaltsam. Kling besitzt einfach eine sehr feine Beobachtungsgabe über gesellschaftliche Trends und kann daher eine recht zielsichere, bösartige, aber nicht von Ressentiment durchzogene Gesellschaftskarikatur zeichnen.
Etwas überladen schien mir die Welt mit Spielereien zum Begriff “Quality”, selbst wenn der Titel selbst dafür vermutlich Rechtfertigung gibt. Indem ständig alles mit dem Begriff “Quality” behaftet ist, erschien die Welt teilweise etwas einfarbig. Den “Optimierungszwang” hätte man noch vielschichtiger darstellen können. Andererseits könnte die “Einfarbigkeit” der Welt auch gerade eine gute Beschreibung der Welt darstellen.
Ebenso fand ich die Idee mit den Nachnamen, die im Zuge der Ökonomisierung durch Berufsbezeichnungen ersetzt wurden, eher störend. Dadurch ging die Individualität der Charaktere etwas verloren (das könnte zwar ebenfalls zum dystopischen Universum passen, jedoch kommt diese Geschichte natürlich auch nicht um das Zeichnen von interessanten Individuen herum - das Individuum zu eliminieren kann also niemals Teil des Erzählens sein), ich konnte mich jedoch daran gewöhnen. So starke Hauptfiguren wie das Doppelgespann von Kleinkünstler und Känguru der alten Bücher gab es hier meines Erachtens nicht.
Insgesamt sehr positiv: ich konnte viel grinsen, etwas lachen und war fast nie gelangweilt.
Guter Ansatz. Die globale Welt macht eine globale Bildung nötig, die die Dinge sieht, wie sie sind. Eigentlich trivial, aber noch lange nicht weit genug in den Bildungseinrichtungen etabliert. Statistik als Therapie haben wir alle nötig.
Das Buch hat leider kaum Reflexion über seine eigenen Prämissen und Werte, die dem eher optimistischen Blick auf die Welt zugrunde liegen. Hier liegt ein recht klassisches Fortschrittsdenken zugrunde, das aus dem 18. und 19. Jahrhundert kommt: Ökonomischer Fortschritt, technischer Rationalismus etc. wird zu einer „glücklichen Welt“ führen. Fragen der „Kultur“ fallen dabei unter den Tisch. Wer Kulturpessimist ist wird durch das Buch nicht glücklicher. Nur weil es mehr Gitarren gibt, mehr Kinofilme und wissenschaftliche Publikationen pro Jahr, heißt das nicht, dass es aufwärts geht mit Kultur und Wissenschaft. Hier wird implizit Quantität als einziger Wert vorausgesetzt.
Dennoch: Für den nicht-geistigen Bereich des Menschen kann man seinen Blick optimieren mit diesem Buch.
Ich erinnere mich, dass mir der dritte Teil am schwersten fiel. Währen dich bei den Vorgängern gar nicht aufhören konnte zu lesen, war es hier stückweise “Arbeit”. Gleichwohl hat mich das Ende wieder sehr gefesselt. Ich weiß noch, dass ich die politischen Probleme dieses Bandes sehr ermüdend fand. Ich weiß allerdings überhaupt nicht, wie ich heute dieses Buch lesen würde. Vielleicht würde ich gerade den dritten Band heute spannender finden, als ich das als Jugendlicher vermochte.
Guter Überblick über die verschiedenen Phasen der menschlichen Entwicklung für Laien. Insbesondere die menschliche Frühgeschichte kann man sich dort aneignen. Gleichwohl beinhaltet die spätere Geschichte auch zahlreiche Interpretationen und ein generelles Weltbild des Autors wird recht implizit in seinen Thesen vermittelt, ohne das dies immer kenntlich gemacht wird. Da es in weiten Teilen dem Mainstream entspricht (z.B. der Sozialkonstruktivismus mit Tendenzen zum Relativismus), wird es vermutlich bei den Massen trotzdem gut ankommen. Insgesamt bin ich zufrieden mit dem Buch. Die Anfangspassagen werde ich vermutlich nochmal lesen, um mir darauf aufbauend vertiefte Lektüre zu besorgen.
Leider muss ich mich der Enttäuschung anschließen, die viele Freunde der Harry Potter Saga bei diesem Buch befiel. Die recht absurde Geschichte wird insbesondere deswegen so schlecht, weil man nicht das Gefühl hat, das die Protagonisten der Geschichte wirklich so handeln würden. Die Figuren, die man aus Harry Potter kannte, wirken hier nicht authentisch wiedergegeben, sondern sehr entfremdet. Ebenfalls ist das ganze von einem komödiantischen Tonfall begleitet, der der Ernsthaftigkeit der Gefahr nicht wirklich gerecht wird.
Ich kann schwerlich objektiv sein bei Harry Potter, einfach, weil ich zu der Harry Potter Generation gehöre und diese Bücher damit Teil meiner Kindheit und Jugend sind. Wie so viele saß ich als kleiner 10jähriger in meinem Bett und hoffte Abends vor dem Einschlafen, dass ich auch einen Brief bekommen würde, der mich zur magischen Schule Hogwarts einlädt.
Ganz zweifellos ist die Reihe sprachlich sehr schön und phantasievoll. Die Autorin ist einfach ein höchst kreativer Geist, der sich eine sehr verzückende Welt auszudenken in der Lage ist. Auch wenn die Originalsprache zu lesen hier einen besonderen Bonus bietet, bleibt dieses Verzücken auch in der deutschen Übersetzung erhalten.
Das kreative Verzücken geht bei Harry Potter selbstverständlich immer etwas auf Kosten der Logik und des Details. Man findet letztlich zahllose Punkte, wo einem die Integration der “Zauberwelt” in die “Muggelwelt” als lückenhaft erscheint. Die Zauber sind eigentlich eine absolute Minderheit gegenüber den Muggeln und müssten daher sehr viel über die Muggelwelt wissen. Trotzdem werden sie (mit Ausnahme von Harry) also absolut naiv und abseits dieser Welt lebend dargestellt. Das hat natürlich alles seinen Sinn: Damit die Zauberwelt “magisch” wirkt, muss sie irgendwie etwas entrückt sein. “Logischer” wäre allerdings durchaus, dass die Magier alle möglichen Erzeugnisse der Technik (Elektrizität, Kommunikationsmedien etc.) nutzen. Ebenfalls ist fraglich, wo die Kinder Lesen, Schreiben, Grundrechenarten etc. gelernt haben, wenn sie mit 11 Lebensjahren des erste Mal auf eine Schule gehen. Und so könnte ich die Liste noch ewig weiterführen.. Einige Punkte davon hat Rowling bestimmt in irgendwelchen Notizen bearbeitet... Letztlich sind sie alle für mich gar kein Problem. Es ist nicht der Kritiker, sondern der Fan in mir, der sich den gemeinen Spaß erlaubt, nach allerlei Logiklücken zu suchen. Wie ein Liebender, der sein Geliebtes ein bisschen Necken will... aber eigentlich nur, um noch mehr Zeit damit zu verbringen. Fakt ist, dass hier natürlich nicht eine Fantasiewelt in der Tiefe und Ausarbeitung von “Lord of the Rings” entstanden ist. Gleichwohl aber eben eine Welt die “verzückt”, gerade weil sie so tollpatschig, verrückt und irgendwie auch “unlogisch” ist.
Ebenso könnte man sich Harry Potter “ideologiekritsch” angucken. Ohne Zweifel steckt eine ganz klare weltanschauliche Linie hinter Harry Potter. Politisch verortet sich das Buch im “linken” Spektrum, auch wenn es schwierig sein wird, das zu beweisen. Ich weiß auch nicht viel über die politische Einstellung von Rowling, doch bin mir recht sicher, dass sie sich recht “links” wiederfinden wird. Das Buch ist in durchgehend geprägt von dem Kampf von Minderheiten um Gleichberechtigung. Es verhilft allen möglichen “Außenseitern” und potenziell Gemobbten (Neville, Luna, Hermine, Hagrid, Hauselfen... und die Brille tragende Hauptperson) eine Bühne zu bekommen und sich als “Helden” zu beweisen.
Allem voran geht natürlich die Hauptbotschaft des Buches, die boshaft kurz gesagt heißt: “Liebe ist stärker als alles andere” (Liebesopfer von Lilly, Liebesopfer von Snape). Auch die dahinter stehende Weltanschauung ließe sich philosophisch weiter durchleuchten.
Die Story ist letztlich wirklich großartig verknüpft. Obwohl es in den ersten zwei Bänden wie ein recht seichtes Kinderbuch daherkommt, wird die Reihe immer erwachsener, derber und hat letztlich eine Verstrickung, die wirklich nicht oberflächlich ist (der große Clue mit dem Besitztum des Elderstabs und die wahre Loyalität Snapes). Hier auch großen Respekt an die Filmreihe, die dieses “Erwachsenwerden” farblich, musikalisch und atmosphärisch mitverfolgt.
Was kann ich abschließend sagen? Ich habe große Dankbarkeit gegenüber dieser Reihe.. Auch wenn ich mit dem Altern mehr zu einem “Realisten” geworden bin und mich nicht mehr so träumerisch-naiv in so eine Welt hineinfallen lassen kann, wie ich es als Kind noch konnte: Ich schwelge, diskutiere und fantasiere immer noch gerne in dieser Welt herum, wenn ich immer mal wieder auf Fans treffe und über Harry Potter quatsche. Ich vermisse fast, dass ich nicht mehr Menschen in meinem Umfeld habe, mit denen ich ganz “kindisch” über diese Reihe reden kann. Kurz: Danke!
Der zweite Teil hat den ersten fast noch übertroffen. Er war mein liebster, auch, weil er mein damals kindliches philosophisches Interesse anregte.
Ich kann schwerlich objektiv sein bei Harry Potter, einfach, weil ich zu der Harry Potter Generation gehöre und diese Bücher damit Teil meiner Kindheit und Jugend sind. Wie so viele saß ich als kleiner 10jähriger in meinem Bett und hoffte Abends vor dem Einschlafen, dass ich auch einen Brief bekommen würde, der mich zur magischen Schule Hogwarts einlädt.
Ganz zweifellos ist die Reihe sprachlich sehr schön und phantasievoll. Die Autorin ist einfach ein höchst kreativer Geist, der sich eine sehr verzückende Welt auszudenken in der Lage ist. Auch wenn die Originalsprache zu lesen hier einen besonderen Bonus bietet, bleibt dieses Verzücken auch in der deutschen Übersetzung erhalten.
Das kreative Verzücken geht bei Harry Potter selbstverständlich immer etwas auf Kosten der Logik und des Details. Man findet letztlich zahllose Punkte, wo einem die Integration der “Zauberwelt” in die “Muggelwelt” als lückenhaft erscheint. Die Zauber sind eigentlich eine absolute Minderheit gegenüber den Muggeln und müssten daher sehr viel über die Muggelwelt wissen. Trotzdem werden sie (mit Ausnahme von Harry) also absolut naiv und abseits dieser Welt lebend dargestellt. Das hat natürlich alles seinen Sinn: Damit die Zauberwelt “magisch” wirkt, muss sie irgendwie etwas entrückt sein. “Logischer” wäre allerdings durchaus, dass die Magier alle möglichen Erzeugnisse der Technik (Elektrizität, Kommunikationsmedien etc.) nutzen. Ebenfalls ist fraglich, wo die Kinder Lesen, Schreiben, Grundrechenarten etc. gelernt haben, wenn sie mit 11 Lebensjahren des erste Mal auf eine Schule gehen. Und so könnte ich die Liste noch ewig weiterführen.. Einige Punkte davon hat Rowling bestimmt in irgendwelchen Notizen bearbeitet... Letztlich sind sie alle für mich gar kein Problem. Es ist nicht der Kritiker, sondern der Fan in mir, der sich den gemeinen Spaß erlaubt, nach allerlei Logiklücken zu suchen. Wie ein Liebender, der sein Geliebtes ein bisschen Necken will... aber eigentlich nur, um noch mehr Zeit damit zu verbringen. Fakt ist, dass hier natürlich nicht eine Fantasiewelt in der Tiefe und Ausarbeitung von “Lord of the Rings” entstanden ist. Gleichwohl aber eben eine Welt die “verzückt”, gerade weil sie so tollpatschig, verrückt und irgendwie auch “unlogisch” ist.
Ebenso könnte man sich Harry Potter “ideologiekritsch” angucken. Ohne Zweifel steckt eine ganz klare weltanschauliche Linie hinter Harry Potter. Politisch verortet sich das Buch im “linken” Spektrum, auch wenn es schwierig sein wird, das zu beweisen. Ich weiß auch nicht viel über die politische Einstellung von Rowling, doch bin mir recht sicher, dass sie sich recht “links” wiederfinden wird. Das Buch ist in durchgehend geprägt von dem Kampf von Minderheiten um Gleichberechtigung. Es verhilft allen möglichen “Außenseitern” und potenziell Gemobbten (Neville, Luna, Hermine, Hagrid, Hauselfen... und die Brille tragende Hauptperson) eine Bühne zu bekommen und sich als “Helden” zu beweisen.
Allem voran geht natürlich die Hauptbotschaft des Buches, die boshaft kurz gesagt heißt: “Liebe ist stärker als alles andere” (Liebesopfer von Lilly, Liebesopfer von Snape). Auch die dahinter stehende Weltanschauung ließe sich philosophisch weiter durchleuchten.
Die Story ist letztlich wirklich großartig verknüpft. Obwohl es in den ersten zwei Bänden wie ein recht seichtes Kinderbuch daherkommt, wird die Reihe immer erwachsener, derber und hat letztlich eine Verstrickung, die wirklich nicht oberflächlich ist (der große Clue mit dem Besitztum des Elderstabs und die wahre Loyalität Snapes). Hier auch großen Respekt an die Filmreihe, die dieses “Erwachsenwerden” farblich, musikalisch und atmosphärisch mitverfolgt.
Was kann ich abschließend sagen? Ich habe große Dankbarkeit gegenüber dieser Reihe.. Auch wenn ich mit dem Altern mehr zu einem “Realisten” geworden bin und mich nicht mehr so träumerisch-naiv in so eine Welt hineinfallen lassen kann, wie ich es als Kind noch konnte: Ich schwelge, diskutiere und fantasiere immer noch gerne in dieser Welt herum, wenn ich immer mal wieder auf Fans treffe und über Harry Potter quatsche. Ich vermisse fast, dass ich nicht mehr Menschen in meinem Umfeld habe, mit denen ich ganz “kindisch” über diese Reihe reden kann. Kurz: Danke!